Zu Besuch bei der Addams-Family – Theaterkritik zum neuen Studimusical

Auch in diesem Jahr stellten Studierende der Leuphana in Kooperation mit dem Theater ein Musical auf die Beine. „The Addams Family“ erzählt eine etwas andere Geschichte – und überzeugt dabei mit Charme, Witz, mitreißender Musik und viel Liebe zum Detail.

Die Familie der Addams hält sich selber für ganz normal. Ihr Totentanz, die Beschwörung ihrer Ahnen und der eventuell tote Butler der Familie sind nicht mehr als Alltag für sie. Was jedoch nicht zu ihrem Alltag gehört, ist die Liebe. So verfällt die älteste Tochter, Wednesday Addams (Lisa Peters), dem jungen Lucas (Yannik Gehlen), der aus bürgerlichem Hause stammt. Wednesday ist fest entschlossen ihren Liebsten zu heiraten, doch fürchtet ihre strenge Mutter Morticia (Hannah Keymling), die für Lucas keinen Platz in der Familie sieht. Also vertraut sie sich ihrem Vater, Gomez Addams (Max Sellmer), Familienoberhaupt und leidenschaftlicher Latino an und bittet ihn darum, ihr Geheimnis für sich zu bewahren. Zwar kann Gomez seiner Tochter den Gefallen nicht abschlagen, doch im selben Augenblick bangt er um seine Ehe: Morticia droht ihn zu verlassen, sollte er jemals etwas vor ihr verheimlichen. Bei einem Dinner der beiden Familien zeigt sich schließlich, wer wem gegenüber Treue beweist – und wie befreiend es ist, verrückt zu sein.

Ein künstlerischer Erfolg

„The Addams Family“ bietet alles, was von einem Musical erwartet werden könnte. Das Schauspiel der Studierenden ist professionell und hingebungsvoll, die Dialoge sind authentisch und voller selbstironischem Witz und Charme. Besonders die Hauptrollen Morticia und Gomez Addams überzeugen auf ganzer Linie. Darüber hinaus liefert das Musical schnelle und langsame Tanznummern, bei denen jede Bewegung stimmt. Auch musikalisch haben die Studierenden einiges anzubieten; von schauriger Orgelmusik bis hin zum romantischen Geigensolo, begleitet von überzeugenden Gesangssolos oder Chorgesang.

Was anfängt wie eine scheinbar klassische Geschichte à la Romeo und Julia entfaltet sich später zu einem schwarz-weißen Feuerwerk der morbiden Witze, unterschwelligen Beleidigungen und absurder Situationen. Oft kommen die lustigen Sprüche der Figuren aus dem Nichts und die Schauspieler*innen müssen warten, bis das Publikum sich wieder beruhigt.

Die Liebe zum Detail wird auch bei Betrachtung der Kostüme und des Bühnenbilds deutlich. Selbst in schwarz-weiß fühlen die Darsteller*innen sich wohl, und reißen so ihre Zuschauer*innen mit in eine altmodische Zeit, die an die alte Fernsehserie „The Addams Family“ erinnert.

Das schaurig schöne Studimusical „The Addams Family“ verspricht jedem aufregende Unterhaltung, egal ob man Theater- oder Muscialliebhaber ist oder nicht.

Autor: Haye Stein
Foto: Die Ahnen der Addams Family beobachten das Schauspiel skeptisch / Foto: Andreas Tamme