Von genialen sozialen Projekten, Enactus-Spirit und vielen kleinen Origamis

Logo von Enactus / (C) enactus Lüneburg
Logo von Enactus / (C) Enactus Lüneburg

Enactus? Wer ist eigentlich dieser Enactus? Und was tun diese Enactees den ganzen Tag? Du weist es nicht? Dann soll mit diesem Artikel Abhilfe geschafft werden. Wir zeigen dir alles Wissenswerte rund um Enactus.

Die grobe Erklärung: Enactus hat als Ziel nicht weniger als die Verbesserung der Welt – und das mit unternehmerischem Ansatz.

Die etwas detailliertere Erklärung: Wir suchen Lücken und Probleme in unserer Umgebung, die wir behandeln können. Schließlich finden wir eine Lösung, die dafür passen könnte. So entstehen Projekte, auch in Lüneburg, die ökonomisch, nachhaltig und sozial sind – solche Projekte bestimmen dein Dasein bei Enactus. Als Mitglied arbeitest du in einem Projektteam um all deine Ideen zu verwirklichen.

Langfristig gesehen sollen die Projekte sich selbst tragen und schließlich von einem Projektpartner übernommen werden. Der Enactee (diese Selbstbezeichnung ist natürlich freiwillig) ist und bleibt der Initiator, der Startpunkt, die Spinne im Netz. Lauter Visionäre, lauter Querdenker und lauter sozial motivierte Menschen treffen hier aufeinander, die die Welt ein wenig besser machen wollen und dabei auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit ihrer Projekte im Hinterkopf behalten. Enactus lebt Social Entrepreneurship.

Die junge Garde des Enactariats
Die junge Garde des Enactariats

Und was bedeutet der Name? Enactus setzt sich zusammen aus…
entrepreneurial: Unternehmerischer Geist leitet das Handeln, das Lernen und Helfen der teilnehmenden Studierenden.
action: Enactus gestaltet aktiv mit und möchte die Welt positiv verändern.

us: Die weltweit tätige Organisation stützt sich auf die Gemeinsamkeit in den Werten und im Handeln.
In einem Land vor unserer Zeit (vor 2 1/2 Jahren) hieß Enactus noch SIFE. Als der CEO von Enactus damals den neuen Namen kundtat, machte er das auf eine wunderbar bezeichnende Weise. Anstatt es langweilig mit Beamer auf eine Leinwand zu werfen, anstatt öde ein Schild mit dem neu ersonnenen Namen hereinzutragen, riss er die obere Schicht Kleidung von seiner Brust und gab ein T-Shirt mit den großen Lettern ENACTUS frei. Ein stolzer CEO eben, der zudem das Grundprinzip des Marketing verstanden hatte – „Überrasche sie!“

Genauso möchten auch wir die Menschen in unserer Umgebung auf der einen Seite überraschen und auf der anderen Seite motivieren und empowern um selbst aktiv zu werden.

Aktuell engagieren sich in 39 Ländern mehr als 62.000 Studierende an 1.600 Hochschulen bei Enactus, 440 Unternehmen unterstützen die Organisation. Damit ist Enactus das weltweit größte Netzwerk im Bereich der unternehmerischen studentischen Initiativen.

Was macht Enactus denn nun genau? Soziale, nachhaltige und unternehmerische Projekte von Enactus haben bereits am Campus der Leuphana ihre Wirkung entfaltet. So produziert 2nd Page aus Fehldrucken

Ein begeisterter Student mit 2nd page Block
Ein begeisterter Student mit 2nd page Block

der Uni einen neuen Block. Sammelstellen sind bei Campus Copy, im RMZ und in der Bibliothek zu finden. Der Weg führt die Fehldrucke zu den Elbewerkstätten, wo der 2nd-Page-Block von Behinderten gebunden wird. Die fertigen Fehldruckblöcke werden anschließend regelmäßig unter die Studenten gebracht und verkauft. Das Projekt erfüllt alle Kriterien eines Enactus-Projekts: es ist sozial, nachhaltig und ökonomisch tragbar.

Ein weiteres Projekt an dieser Uni ist „Möbelheim“.  Angefangen hat diese Idee, ins Leben gerufen gemeinsam mit Sack und Pack, als kleines Verkaufsevent am Campus mit günstigen Möbeln für chronisch geldlose Studenten. Eine wunderbare Gelegenheit um sich für kleines Geld seine Studentenbutze einzurichten – und jeder Kauf bewirkt noch etwas Gutes!

Eine kleine Auswahl an Möbeln
Eine kleine Auswahl an Möbeln

Alle Möbel sind secondhand und stammen z.B. aus Haushaltsauflösungen. Der Laden selbst gehört zur Neuen Arbeit Lüneburg, die Langzeitarbeitslosen eine neue Chance geben möchte. Sack und Pack hat dieses Event inzwischen sogar übernommen (langfristiges Ziel erreicht!) und führt es nun selbst fort. Deswegen kann Enactus Lüneburg schließlich neuen und anderen Projekten in die Welt verhelfen.

All diese Projekte verbindet der Enactus-Spirit. Du trägst ihn in die Welt und sorgst so für eine kleine, aber wirkungsvolle Weltverbesserung in deiner Umgebung. Auch bei dem „One Enactus Weekend“, das Anfang April mit 250 Enactees aus ganz Deutschland hier in Lüneburg stattgefunden hat, schwebte genau dieser Geist über dem Wasser (bzw. der Mensawiese). Das Workshopwochenende wurde dieses Jahr vom Lüneburger Team ausgerichtet. Auch das gehört zur Initiativenarbeit – Organisation eines Groß-Events. Rückblickend können wir nur sagen: „Hammergeiles OEW! Bist du nächstes Jahr auch dabei?“

Alles Wichtige weißt du nun für deinen Weg als potentieller Enactee… Alles Wichtige? Nein! Ein von Enactees ungelöstes Problem hört nicht auf, Enactus in zwei Lager zu unterteilen:

Es handelt sich um das Problem der Aussprache der eigenen Initiative. Die harten Sitten unseres Heimatlandes erfordern dabei nämlich kleine Kompromisse: es gibt Herren und Damen von Enactus Germany, die es authentisch „ENACKTUS“ nennen (hier bitte in gebückte Kriegsstellung wechseln und laut brüllen), viele andere hingegen berufen sich auf den amerikanischen Ursprung und slangen ihr enäääcktess dahingehend (bitte den coolen Unterton nicht vergessen).

Die Lager sind hier gespalten und man begibt sich mit der simplen Aussprache der gemeinsamen Studentenvereinigung bereits in einen Interessenkonflikt – Germany oder USA? Dass man mit „Social Entrepreneurship“, „Team Lüneburg“, „One Enactus Weekend“ oder „National Cup“ sowieso einen Großteil der Konversation auf Denglisch fühlt, wird hier zumindest von den Verfechtern der urdeutschen Variante außer Acht gelassen. Letztlich ist es jedem aber natürlich selber überlassen, wie er seine Lieblingsinitiative ausspricht.

Und somit ist und bleibt Enactus ein Stück Lebensgefühl, eine Weltverbesserermentalität, ein starkes Team im Rücken und ein kleines Stück Origami-Lebensgefühl.

Autorin: Lisa Gotzian