Univativ Filmkritik: A Man of Integrity – „So ist das hier“

Gefangen zwischen Unterdrückung und Korruption – Ein iranisches Familienportrait


Das bescheidene Leben der Protagonisten Reza und Hadis im ländlichen Norden des Irans wird von Schikanen und Sabotagen bestimmt. Ein benachbartes Großunternehmen agiert als Strippenzieher und hält die örtliche Polizei, Justiz und den Gemeinderat fest im Griff. Versuche des ehrlichen Idealisten Reza, seine Probleme mit ehrlichen Mitteln zu lösen, bleiben ergebnislos. Im Gegenteil, schnell manövriert er die Familie in eine Sackgasse, die scheinbar nur durch die örtlichen Spielregeln – Bestechung und Machtmissbrauch – durchbrochen werden kann. Ehefrau Hadis ist bereit, sich zu wehren und versucht, die Existenzgrundlage der Familie mit allen Mitteln zu retten. Und auch für Reza scheint es schließlich keinen anderen Ausweg zu geben, als seine Prinzipien zu verraten.

Das bedrückende Drama lässt nicht nur Reza und Hadis, sondern auch die Zuschauer*innen ungläubig und ohnmächtig zurück. Dem Film gelingt es, sachlich und dennoch mitreißend die systemischen Abhängigkeiten und Machtstrukturen darzustellen, die den Alltag der Gemeinde und das Leben von Reza und Hadis bestimmen. Egal welche Entscheidung Reza trifft, durch seinen Versuch das Richtige zu tun, wird er zum tragischen Helden. Am Ende bleibt die Frage im Raum stehen, wie die Dinge verlaufen wären, hätte Reza gemäß den Maßstäben seines Umfeldes gehandelt und wäre, wie jeder andere, zur finanziellen Absicherung zwielichtige Geschäfte eingegangen. Mohammad Radoulof kritisiert mit „A Man of Integrity“ überzeugend die gesellschaftliche Situation im Iran und verdeutlicht eindrücklich die Konsequenzen eines brüchigen Rechts- und Wirtschaftssystems für das Zusammenleben. Jede*r ist zwangsläufig ein Rad im Getriebe von Korruption und Unterdrückung, unmöglich sich zu entziehen.


Das preisgekrönte Drama “A Man of Integrity” des Regisseurs Mohammad Rasoulof wurde 2017 in Cannes uraufgeführt und ist seit dem 2. Mai im Scala Programmkino zu sehen.