Serienstoff aus Fernost – Anime, flieg und sieg!

Viele von euch sehnen es schon lange herbei: das Ende der Klausurenphase. Falls ihr außer chillen, arbeiten oder weiterlernen keine andere Beschäftigung findet, hat das Land der goldenen Instant-Nudeln die eine oder andere gute Serie für euch.
Welche Animes ihr ausprobieren solltet, die nicht Dragonball, Sailor Moon oder Pokémon heißen, erfahrt ihr hier.

Samurai Champloo / (C) flickr - Net Sama
Samurai Champloo / (C) flickr – Net Sama

Samurai Champloo
Katana schwingende Breakdance-Samurais mit Hip Hop Musik im Hintergrund? Mit solchen Gestalten reist das Mädchen Fuu durch das feudale Japan, das lässiger kaum sein kann. Kling-kling-klirr Kampf Szenen, Yakuza Würfel-Battles und das eine oder andere Wettessen dürfen da natürlich nicht fehlen. Besonders hervor sticht neben dem bunten Graffitilook und der humorvollen wie ernsten Story auch der Soundtrack von Künstlern wie Nujabes oder Fat Jon. Da steckt viel Mühe und S(e)oul drin. Gerade jene Musik macht die Serie der Macher von Cowboy Bebop zu einem gelungenen Zeitvertrieb, der mit 26 Folgen auch nicht zu langatmig daherkommt. Samurai Champloo ist auf Netflix in japanischer und deutscher Sprache verfügbar.

Great Teacher Onizuka

Great Teacher Onizuka / (C) deviantart.net - gentle spring rain
Great Teacher Onizuka / (C) deviantart.net – gentle spring rain

Lehrämter aller Länder, aufgepasst! Eikichi Onizuka (22, Jungfrau) zeigt euch, wie man euren zukünftigen Job ausleben kann. Oder wie man es nicht machen sollte. Besagter großer Lehrer hat seinen Berufsweg gefunden, weil er an leicht verdientes Geld kommen und junge Mädchen anbaggern will. Dass er früher mal Anführer einer Biker Gang war, macht die Sache nicht leichter. Genauso wenig wie sein Uni-Abschluss, mit dem er nicht mal vor dem jungen Saul Goodman angeben könnte. Trotzdem wird er zugelassen: Als Lehrer einer Problemklasse, die ihre früheren Lehrer fit für die Klapse gemacht hat. Seine Aufgabe: Den Laden kräftig aufmischen.
Für ihn kein Problem. Durch seine Vergangenheit kann er als abgebrühter Badass glänzen. So sehr, dass sich Zeki Müller aus „Fak ju Göhte“ und Mr. Mackey aus Southpark plötzlich die eine oder andere Ähnlichkeit teilen, m´kay. Onizuka vermöbelt eine Horde von Biker Gangs, um seine Schüler zu beschützen, zieht als Tiefseekrabbenfischer los um eine Klassenfahrt zu finanzieren oder datet die Mutter eines Schülers. Natürlich nur, um besagten Schüler zu disziplinieren!
Da er aufgrund seiner Herkunft und seines Werdegangs seine Schüler weniger herablassend behandelt als seine Kollegen es zu tun pflegten, gewinnt er trotz seiner unorthodoxen Unterrichtsmethoden mehr und mehr das Vertrauen und die Zustimmung seiner grundsätzlich lehrerfeindlichen Schüler*innenschaft. Und er wächst an seinen Aufgaben.
Wer sich nach den blumigen Vergleichen entscheidet, in die Serie mal reinzuschauen, kann sich auf viele Running Gags und WTF-Momente einstellen.

Knights of Sidonia

Knights of Sidonia / (C) wikimedia.org
Knights of Sidonia / (C) wikimedia.org

Wir schreiben das Jahr 3394. Riesige Killer-Aliens haben den Planeten Erde verheert und die Menschheit zur Flucht in die unendlichen Weiten des Weltalls gezwungen. Außerdem hängen überall Wandkalender von Beatrix von Storch. Kleiner Scherz, so düster sieht die Zukunft dann doch nicht aus.
Zur eigentlichen Handlung: Die wie ein Schokoriegel aussehende Weltraumarche „Sidonia“ flieht seit Generationen vor besagten Killer-Aliens. Um den Problemen wie Nahrungsmittelknappheit, Treibstoffmangel und Über- oder Unterpopulation entgegenzutreten, ließen sich die Sidonianer einiges einfallen: Mithilfe von Bio-Engineering können die Bewohner des Schiffes Photosynthese betreiben, wodurch sie statt Essen nur nackt in der Sonne liegen müssen. Außerdem sind einige genetisch veränderte Bewohner in der Lage, ihr äußeres Geschlecht nach Belieben zu verändern, um, nun ja, bei der Fortpflanzung flexibler agieren zu können.
Der Protagonist Tanikaze hat bis um Anfang der Serie im Untergrund gelebt, weshalb er keine genetischen Manipulationen vorweisen kann. Kein Wunder, dass seine Mitmenschen ihn, wenn es denn nach alter Definition noch welche sind, wie eine niedere Spezies behandeln. Als er jedoch beim Angriff eines „Gaunas“, besagter Alien Spezies, in einen Mech stieg und eines der nahezu unsterblichen Wesen gegen die nicht vorhandene Weltraum-Wand klatschte, änderten die Sidonianer ihre abfällige Sicht auf ihn. Tanikaze wird nun Weltraum-Pilot, allerdings mit dem Neid seiner Mit-„Menschen“ im Nacken.

Kamikaze Kaito Jeanne

Kamikaze Kaito Jeanne / (C) flickr - theDemon109
Kamikaze Kaito Jeanne / (C) flickr – theDemon109

Marron ist eigentlich ein ganz gewöhnliches Mädchen. Hin und wieder verwandelt sie sich jedoch in die Wiedergeburt Jeanne d’Arcs, um Dämonen zu jagen, die sich in Kunstgegenständen verlaufen haben. Dazu schleudert sie heilige Reißzwecken, die wie Schachfiguren aussehen. Dadurch verschwinden die Dämonen. Dummerweise auch die begehrten Schätze, weshalb die Polizei sie als Diebin brandmarkt.
Zugegeben, aus heutiger Sicht wirkt die ganze Serie kitschig und könnte glatt ein Sailor Moon Plagiat sein. Als Kind hat mich der ganze Kitsch aber nicht gestört. Wollte ich doch unbedingt erfahren, was passiert, wenn Myako, die Tochter des Polizeichefs, erfährt, dass ihre beste Freundin Marron in Wahrheit hinter all den „Kunstdiebstählen“ steckt.
Man merkt schnell, dass „Jeanne die Kamikaze Diebin“ für pre-pubertäre Mädchen konzipiert wurde. Aber sind wir das nicht alle ein wenig?

Fullmetal Alchemist

Full Metal Alchimist / (C) wikimedia.org
Full Metal Alchimist / (C) wikimedia.org

Das Beste zum Schluss: Edward und Alphonse Elric versuchen, ihre Mutter mithilfe von Alchemie wieder zum Leben zu erwecken. Dabei scheitern sie kläglich. Denn die Alchemie dieser an das Europa des 19. Jahrhunderts erinnernden Welt erfordert einen äquivalenten Tausch. Jeder Einsatz muss dem Wert des gewünschten Stoffes entsprechen. Doch welches Material hat den gleichen Wert wie ein Menschenleben?
Dieses Dilemma ignorieren die beiden Brüder. Edward verliert einen Arm und ein Bein und Alphonse muss seitdem sein Dasein als klappernde Rüstung fristen. Um einen Weg in die alten Körper zu finden, arbeiten sie sich als Staatsalchemisten im Heer der Militärdiktatur Amestris hoch. Dass ihr Arbeitgeber krumme Dinge dreht, liegt wahrscheinlich nicht nur daran, dass das Staatsoberhaupt in der japanischen und amerikanischen Fassung den Titel „Führer“ trägt. Doch vielleicht können diese krummen Dinger den Brüdern bei ihrer verzweifelten Suche helfen?
Die Serie gibt es sowohl als Original als auch als Remake von 2008. Letzteres orientiert sich stärker an der Mangavorlage, beide Serien können jedoch von Anfang bis Ende fesseln. Gerade die Anspielungen auf Faust II und manchen europäischen Universalgelehrten aus der Renaissance geben dem Ganzen einen intellektuellen Touch. Aber keine Sorge, Japano-Actionszenen mit überkrassen Einlagen gibt’s  zuhauf. Und das ziemlich gut dosiert.

Autor: Jan Gooß

Jan Gooß

Hat an der Leuphana Politikwissenschaft studiert und will nicht die Welt retten. Sowas soll's ja auch geben.

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