Meshuggah – Koloss: Die Schweden bringen ihr 7. Jazz-Metal Album auf den Markt.

Jazz zum Headbangen? - Die Schweden machen es möglich © 1987-2012 Meshuggah

Weder aufgrund des Bandnamens, noch des Albumtitels erwartet man hier ein seichtes Lüftchen musikalischen Ausdrucks: Meshuggah – Koloss.

Je nachdem ist ein Koloss eine ekelerregende Holzachterbahn (Colossus im Heide-Park) oder eine monumentale Statue eines griechischen Sonnengottes. Auf jeden Fall ist ein Koloss groß und schwer und wirft einen pechschwarzen Schatten. Was die Schweden hier mit ihrem siebten Album abgeliefert haben, ist ein ebenso brachialer Monolith, eine hypnotische Walze musikali-
scher Extreme. Als Hörer kommt man sich ein wenig wie Büchners‘ Lenz im Gebirge vor. Eingekeilt zwischen massiven, scharfen Gebirgskämmen einerseits und kargen Ausläufern andererseits und dabei dem eigenen, fragwürdigen Geisteszustand ausgeliefert. Die Jungs aus dem schwedischen Umeå sind auf ihrem Gebiet seit Jahren stilbildend. Sperrig, abstrakt, zuweilen auch schon aberwitzig bedienen sie sich komplexer Polyrhythmen und weiterer Jazz-Strukturen, um mit ihren 8-saitigen Gitarren atonale Klanggebilde zu konstruieren. Vorausgesetzt man bringt die nötige Neugier und gewisse Portion Zähigkeit mit, erwartet den Hörer hier ein ungeschliffener und roher Diamant jenseits der gewohnten Genrekonventionen. Und sie entfalten einen schwer zu erfassenden Sog, der ganz besonders von ihren überlangen Songs „I“ (21 Minuten) oder „Catch 33“ (47 Minuten) ausgeht. Einem Sog, der irgendwo zwischen Ehrfurcht, Faszination und Abscheu entsteht, denn oftmals ist es einfach unbegreiflich, was für wüste und zerfetzte Klangteppiche der Mensch weben kann. Die Schweden können es und dass sich die Jungs dabei selbst nicht ganz ernst nehmen, lässt sich prima in einem Musikvideo von ihrem ’98er Album Chaosphere erkennen:

Zum YouTube-Video
Autor: Matthias Jessen