Kinderleicht? – Eine Kolumne über das Studieren mit Kind – Teil 6

Angelika ist alleinerziehende Mutter und studiert Vollzeit an der Leuphana. Wöchentlich berichtet sie über ihren Weg zum Studium sowie Erfahrungen und Erlebnisse rund ums Studieren mit Kind.

Studieren mit Kind/ (CC) Foto: missBdeBerlinÜber Geld spricht man nicht – deshalb schreibe ich darüber
Mit meiner Studienplatzzusage vor gut einem Jahr waren gleichzeitig einige Probleme aufgetreten. In erster Linie ging es um das Geld. Juhu, ich bin offiziell Studentin und gleichzeitig wahrscheinlich eine arme Sau, dachte ich mir. Das Arbeitsamt gab sich größte Mühe, mir schlaflose Nächte zu bereiten. Mein Fall war etwas speziell, deshalb konnte niemand eine genaue Auskunft geben. So rannte ich wochenlang von Amt zu Amt und war schon am Rande der Verzweiflung.

Zuerst fragte ich das Arbeitsamt, wie es mit Lebensunterhalt aussehe. Dieses verweigerte mir sämtliche Leistungen, denn Studenten haben keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Wie jeder Student ging ich logisch vor und suchte danach das BAföG-Amt auf. Ich rechnete fest damit, auch einen Zuschuss fürs Kind zu bekommen. Das Studentenwerk jedoch lehnte meinen Antrag vollständig ab, da ich früher bereits Schüler-BAföG erhalten hatte. Eine Förderung würde es demnach nur noch geben, wenn ich im Studium eine Fachrichtung einschlagen würde, die meiner vorherigen Ausbildung entspricht: Lehramt für Sozialpädagogik. Diese Disziplin war aber nicht diejenige, die ich studieren wollte.

So stand ich erst mal in der Sackgasse. Als ich es bei der Wohngeldstelle versuchte, teilte man mir mit: Es gibt nur Wohngeld, wenn ich meinen Lebensunterhalt mit mindestens 500 Euro im Monat sichern kann. Fassen wir kurz zusammen: ARGE zahlt nicht, weil ich Studentin bin. BAföG zahlt nicht, weil ich keine Lehrerin werden will. Wohngeld gibt es nicht, weil ich nicht arbeite. Willkommen in Deutschland, Heimat der Bürokratie!

Heulend in der psychologischen Beratung des Studentenwerks
Ich saß schon heulend in der sozial-psychologischen Beratung und war kurz davor, meinen Studienplatz wieder herzugeben. Die gute Frau dort hatte Mitleid mit mir, aber selbst keine Ahnung, was man tun kann. Eines Nachmittags erreichte mich dann ein Anruf vom Freund meiner Schwester. Ich schilderte meine Lage, er hörte sich alles in Ruhe an und fragte mich, warum ich es nicht einfach mit einem Studienkredit versuche, zum Beispiel bei der KfW Bank.

Ich möchte hier keineswegs Werbung für irgendeine Bank machen. Im Gegenteil: so verzweifelt, wie ich war, hätte ich jeden Strohhalm ergriffen. Die grauen Männer aus „Momo“ hätten Profit aus meiner Lage ziehen können. Die Zinsen sind bei der KfW wohl noch in einem erträglichen Rahmen. Und Schulden zurückzahlen muss sowieso – egal ob von BAföG oder Bankdarlehen. Deshalb gab es wenig, dem ich hinterherweinen musste. Ich stellte sofort am selben Tag einen Online Antrag. Was soll ich sagen: es lief! Der Antrag ging problemlos über die Bühne, die Berater sind sehr kompetent und nett. Meine Haupteinnahmequelle ist bis heute ein Darlehen der KfW Bank.

Geldsegen – Auf einmal zahlten alle
Und sieh einer an: als ich dem Arbeitsamt einen Bescheid über die Bewilligung des Kredits vorlegte, sicherte man mir immerhin Leistungen für meine Tochter zu. Sie bekommt ihren Anteil von der ARGE, ich meinen von der Bank. Und weil aller guten Dinge drei sind, zahlt die Wohngeldstelle ebenfalls einen Mietzuschuss. Insgesamt haben wir einen monatlichen Satz von knapp 1200 Euro (inklusive Kindergeld). Sagte ich etwa, dass ich als Studentin eine arme Sau wäre? Ganz ehrlich: als ich noch berufstätig war, verdiente ich etwa 300 Euro weniger… Irgendetwas läuft da falsch, Frau Merkel!

 Autorin: Angelika Kowal