Felix Lobrecht „Hype“ in Lüneburg

Felix Lobrecht, deutscher Stand-Up-Comedian, Autor und Preisträger des Deutschen Comedypreis 2018 als bester Newcomer trat am Freitagabend im Zentralgebäude der Leuphana Universität Lüneburg vor einem vollen Hörsaal auf. Ein Rückblick und Porträt auf einen Abend, an dem Felix mit schwarzem Humor, Witzen über Randgruppen und Beobachtungen des Alltags eines Berliners, das Publikum fest im Griff hatte.

Aufgewachsen in Berlin-Neukölln, dem wahren Kiez Berlins, wurde Felix bereits im Alter von fünf Jahren als ältester von zwei Geschwistern Halbwaise. Vor kurzem feierte er seinen 30. Geburtstag und studierte zuvor ohne Abschluss Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre an der Universität Marburg. Seine Karriere startete er mit der Teilnahme an diversen Poetry-Slams und ist seit 2015 als Stand-Up-Comedian unterwegs. Dabei kommt sein Berliner Dialekt nicht zu kurz. Eines seiner Bücher wird derzeit verfilmt und sein Podcast „Gemischtes Hack“ mit Tommi Schmitt erreicht pro Woche circa eine halbe Million Zuhörer.

Felix Lobrecht – Foto (c): Christopher Bohlens

Der Auftritt

Mit seinem aktuellen Programm „Hype“ tourt Felix Lobrecht durch die großen und kleinen Orte der Republik und spielt meist vor ausverkauftem Publikum, wie im Kulturforum Bienenbüttel und im Zentralgebäude der Leuphana. Ein wenig konnte Felix die Region bei seinem Stadtrundgang am Nachmittag schon kennenlernen, so wunderte er sich über Firmennamen, die einen Bezug zu Lüneburg haben, wie Lünebuch und Lünestrom. Generell stuft er Lüneburg als eine Bilderbuchstadt ein. In einem seiner Gags baute er die „Assis aus Uelzen“ ein. Für jemanden aus einer Großstadt wie Berlin fand er Lüneburg sehr beschaulich, da der Diversitäts- und Freakfaktor, wie in Berlin mit dem Technoclub Berghain und dem sozialen Brennpunkt Kottbusser Tor fehlt.

Für einen Auftritt von Felix braucht es nicht mehr als ein Mikrofon mit langem Kabel, einen Stehhocker und einen Becher mit „Hype“-Aufdruck. Er bewegt sich auf der Bühne und erzählt Geschichten aus seinem Alltag. So fragte er sich gleich, was denn eigentlich passiert wäre, wenn er heute Abend nicht erschienen wäre und was es denn für ein Verhältnis zwischen dem Publikum und ihm gäbe, da alle Gäste im Grunde seine Chefs seien, er dennoch ein Vielfaches verdiene.

Derzeit wird Felix Lobrecht sehr gehypt, denn fast alle seiner Veranstaltungen sind in kürzester Zeit ausverkauft. Ein Film erscheint noch und der Podcast hat regen Zulauf. Doch er steht dem Hype realistisch und selbstkritisch gegenüber. Als Hinweis für den Abend machte er schon am Anfang klar, wo die Notausgänge seien, dass man über alles lachen dürfe und dass dies einen nicht zu einem schlechteren Menschen machen würde. Politische Inkorrektheiten waren für die nächsten zwei Stunden mit einer Pause in der Mitte angesagt. Aber im Kern ist das Anliegen von Felix Lobrecht für das Publikum erkennbar: Er möchte auf die Probleme hinweisen, die in unserer Gesellschaft bestehen und entlarvt diese, wenn auch sehr direkt und vulgär.

Geld ist schön, wie er sagt, wäre es ein Urlaubsort würde er jedem raten dorthin zu reisen. Geld hatte Felix früher keines, nun doch schon, was er auch gerne zeigt. Seine blinkende Rolex für 13.000 Euro ist neben seiner Wendejacke von Gucci für 1.400 Euro nur ein Beispiel.

Felix Lobrecht – Foto (c): Christopher Bohlens

Wie kommt der Hype zustande?

Felix Lobrecht schafft es genau mit seinem Programm die Gefühle der Menschen zu treffen. Er zieht über Frauen, Homosexuelle, Juden, Ausländer, Dicke, Schwangere, Sportler, Drogenabhängige, Babys, Deutsche, Behinderte und dem Mond her. Gerade die drei Witze über den Mond wurden anfangs bereits hoch angepriesen, was auch nicht zu viel versprochen war.

Aber auch Alltägliches gibt es zu berichten, wie den „Wenn,-dann-da-Ort“: Der Ort, der sich manifestiert, wo zuerst Batterien abgelegt werden. Sollte man etwas Ungewöhnliches besitzen wie Sekundenkleber oder Fahrradlampen, wäre der „Wenn,-dann-da-Ort“ der perfekte Platz dafür. Auch seinen Comedy Preis bewahrt er dort auf, wie er verriet.

Aber es ist auch die Aktualität, die Felix Lobrecht schafft in seinen Shows zu verarbeiten, wie beispielsweise die aktuellen Proteste von Schüler*innen, die freitags statt zur Schule zu gehen für das Klima demonstrieren. Sein Publikum ist durchaus auch eingebunden. Immer wenn jemand ein ganz besonderes Lachen hat, spitzt Felix seine Ohren und ist um keinen Spruch verlegen. So auch, ob denn ein Arzt anwesend sei oder ein Jäger, um das hysterische Lachen zu unterbinden.

Das Publikum im Zentralgebäude lauscht Felix Lobrecht zu – Foto (c): Christopher Bohlens

In Zukunft wird es wohl im Zentralgebäude der Leuphana Universität Lüneburg erstmal nicht mehr so viele derbe Sprüche zu hören geben, wie an diesem Abend gefallen sind. Am Ende war es ja auch alles nur Spaß und dem Publikum gefiel es sehr. Der Merch-Stand, wo er nach seinem Auftritt für Fotos und Autogramme bereitstand, war auch sehr gut gefüllt.

Die nächste Gelegenheit Felix Lobrecht in der Nähe zu sehen, ist in Hamburg beim Slamville. Ansonsten findet man ihn auf seiner Homepage und bei seinem wöchentlichen Podcast mit Tommi Schmitt.

Update 09.10.2019: Felix Lobrecht kommt am 10./11.01.2020 erneut nach Lüneburg ins Zentralgebäude/Libeskind Auditorium. Karten beim Veranstalter hier. Update: Ausverkauft!


Foto: Christopher Bohlens

Transparenz: Der Veranstalter ermöglichte der Univativ für diesen Review auf Anfrage den kostenlosen Eintritt.

Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

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