Zentralgebäude der Leuphana Universität Lüneburg - Christopher Bohlens

Endabrechnung für das Zentralgebäude liegt vor – Knapp 110 Millionen Euro am Ende

Die Abrechnung für das Zentralgebäude nach Entwürfen von Daniel Libeskind wurde am Mittwoch dem zuständigen Ausschuss im Niedersächsischen Landtag präsentiert. Die 100-Millionen-Euro-Marke wurde geknackt, am Ende steht es bei ca. 109,3 Millionen Euro.

Der Ausschuss für Haushalt und Finanzen des Niedersächsischen Landtag ist auf seiner Sitzung am 25.09.2019 darüber informiert worden, dass die endgültigen Baukosten für das neue Zentralgebäude der Leuphana bei voraussichtlich 109,3 Millionen Euro liegen werden. Der Landesrechnungshof Niedersachsen hat den Ausschuss über aktuelle Prüfungserkenntnisse der „Maßnahmeprüfung Stiftungsuniversität Lüneburg – Neubau eines Zentralgebäudes“ unterrichtet. Eine Überprüfung und Bearbeitung der Abrechnungen für den Bau erfolgte vor kurzem. Die Universität ist für dieses Projekt vorsteuerabzugsberechtigt, daher würde sich der tatsächlich zu finanzierende Betrag auf voraussichtlich 103 Millionen Euro reduzieren. Die Finanzierung ist insgesamt sichergestellt.

Dem Land Niedersachsen wurden bereits 2016 Nachtragsunterlagen vorgelegt, dass der Betrag bei rund 87 Millionen Euro liegt, zeitlich wurde seitens der Universität auf zusätzliche Kostenrisiken hingewiesen und bereits 2017 erläutert, dass die Baukosten die 100 Millionen Euro übersteigen werden.

Die bisherige Finanzierungslücke kann die Leuphana nach Abstimmung mit dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) ohne Beeinträchtigung von Forschung und Lehre schließen. Möglich wird dies auf der einen Seite durch die Bildung von Rücklagen aus dem Investitionshaushalt der Leuphana, mit der bereits vor Jahren begonnen wurde. Auf der anderen Seite haben sich die Einnahmen durch die Verwertung der Liegenschaften in Volgershall und Rotenbleicher Weg aufgrund veränderter Planungen um einen zweistelligen Millionenbetrag erhöht. Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass die Liegenschaften in Volgershall nicht wie geplant verkauft, sondern langfristig vermietet werden.

Insgesamt konstatiert die Leuphana, dass nun mit keinen weiteren Kostenrisiken im Zusammenhang mit dem Zentralgebäude gerechnet werden müsste. Das verfolgte Ziel, die Finanzierung des Gebäudes ohne Einschnitte zu Lasten von Forschung und Lehre zu realisieren, sei nach Angaben der Leuphana erreicht.

Das Zentralgebäude hinterlässt doch bei den Studierenden der Leuphana einen gespaltenen Eindruck. Zu nennen sind dort die zahlreichen Kongresse und Veranstaltungen, die privatwirtschaftlich vermarktet werden und den universitären Betrieb mehr oder weniger stören, sowie dass es Räume im Zentralgebäude gebe, die nicht für die Lehre genutzt werden können. So fehlen weiterhin in drei Räumen Beamer, die aus raumtechnischen Gründen nicht installiert werden und ein Raum ist noch immer unmöbliert. Die Barrierefreiheit ist nur eingeschränkt gegeben, da keine automatischen Türöffner installiert wurden. Auch wird die besondere Architektur der Räume für die Lehre nicht besonders gelobt, da viele Räume nicht funktional seien.

Hintergrund: Das Zentralgebäude wurde nach Entwürfen vom Architekten Daniel Libeskind gebaut, ausführendes Architekturbüro mit Architekt Matthias Reese war rw+ Gesellschaft von Architekten mbH, München. Erste Planungen sahen ein ÖPP-Verfahren vor, doch die Universität entschied sich, es in Eigenregie zu bauen. Während des Baus kam es zu Kostensteigerungen und der Universität wurde eine mangelnde Projektsteuerung bescheinigt, ein externer Bauleitplaner kam zum Einsatz ebenso eine engere Kontrolle durch das MWK. Planungsstand 2011 waren circa 52 Millionen Euro Baukosten, 2013 wurden rund 90 Millionen Euro bekannt. Während der Planungsphase und des Baus wurde das Gebäude kritisch vom AStA begleitet (u.A. Holm-Keller-Files, Kritische Festschrift, Sonderdrucke und Pressemitteilungen). Das Gebäude erfüllt im Kern vier Funktionen: Veranstaltungszentrum, Forschungszentrum, Studierendenzentrum und Lehrräume.

Das Zentralgebäude gewann zahlreiche Preise oder Auszeichnungen für Architektur, Nachhaltigkeit oder Innovation.

Weitere Univativ Artikel zum Zentralgebäude hier: https://www.univativ-magazin.de/tag/zentralgebaude/

Update: 07.10.2019 – Der AStA Uni Lüneburg hat seine Stellungnahme als Pressemitteilung veröffentlicht. Der AStA bemängelt offen gebliebene Fragen, insbesondere personelle Konsequenzen, den intransparenten Planungs- und Finanzierungsprozess und die fehlende Praktikabilität des Baus. Mehr Unter:  https://asta-lueneburg.de/post/pressemitteilung-zentralgebaeude-3928/

Foto: (c) Christopher Bohlens

Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

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