Einmal Brüssel und zurück

Dreihundert Studierende fuhren am 19. Juni in einem Sonderzug nach Brüssel. Nach einer aufregenden Zugfahrt, konnten die Gewinner der Startwoche 2011 ihr Konzept eines neuen Gesundheitssystems im europäischen Parlament präsentieren.

Vortrag im EU-Parlament (c) Univativ Online

Acht Monate nachdem im vergangenen Oktober das Konzept „Deutschland-versicherung“ zum Sieger der Erstsemes-
terwoche „Gesundheit“ gewählt wurde, fuhren Vertreter der Idee und 300 Zuschauer und Unterstützer der Leuphana Universität nach Brüssel.

Sie waren von niedersächsischen Parlamen-
tariern der Europäischen Union dazu eingeladen worden, das von Ihnen entwickelte Konzept eines Gesundheitssystems zu präsentieren.

Um 0:46 fuhr der klapprige IC vom Lüneburger Bahnhof los, um gegen zwölf Uhr mittags in Brüssel Midi, fast vier Stunden zu spät, anzukommen. Die Lok des Zuges kam zwischen Dortmund und Aachen zum Stehen und musste ausgetauscht werden, da sie Treibstoff verlor. Vier Feuerwehrwagen rückten an, um die Deutsche Bahn zu unterstützen.

Doch die Stimmung im Zug wurde von der Panne keineswegs beeinträchtigt und an Schlaf war nicht zu denken. Bis früh in den Morgen feierten die Studierenden in Vorfreude auf die bevorstehende Präsentation und die freie Zeit in Brüssel. Für die müden Exoten im Zug, die ein Auge zu machen wollten, wurde es schwer.

Im EU-Parlament angekommen warteten frische Baguettes auf die hungrigen Studierenden. Nachdem sich alle Reisenden gestärkt hatten, begann nun endlich die Präsentation. Marina Sahnwaldt, Julian Staudt, Marvin Suchanek, Aviv Rotter, Thorben Alexander Wedderien, Sarah Oezdogan, Jannis Kuhlencord und Anna Larissa Gross vertraten das Siegerteam und hatten seit vergangenem Oktober die Vorstellung der „Deutschlandversicherung“ vorbereitet.

(c) Univativ Online

Das Konzept soll auf einem gesetzlichen Grundversorgungssystem für alle beruhen, das heute bestehende Ungleichheiten beseitigen könne. Zudem soll das Konzept durch die Abschaffung von Ausstiegsmöglichkeiten aus der Solidargemeinschaft gerechter sein.

Ein Punkt, der den Studierenden sehr wichtig schien, ist die Transparenz. Elektronische Patientenakten könnten die Arbeit der Ärzte durchsichtiger machen, die Krankengeschichte besser aufzeichnen und den ärztlichen Zugang zu behandlungsrelevanten Daten vereinfachen. Von den Vortragenden selbst, wurden ihre Ideen als visionär bezeichnet.

Vor allem, weil sie im Punkt der Transparenz als schwer umsetzbar, aber auch sehr fortschrittlich gelten können. Das sprachen auch die Mitglieder des EU-Parlaments an.

Viel Arbeit steckte in der englischsprachigen Präsentation, das merkten auch die Parlamentarier, die sich für die Ideen sichtlich begeistern konnten. Ob das Konzept in der Realität umsetzbar sei, fragte Rebecca Harms, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament.

„Wieso haben die Politiker diese Verbesserungen nicht auf ihrer Agenda?“ war eine weitere Diskussionsfrage. Laut dem Vortragsteam sei ein Grund, die Skepsis gegenüber der Sammlung von persönlichen Daten, die an die deutsche Diskussion über die Vorratsdatenspeicherung erinnere.

Das Atomium (c) Univativ Online

Außerdem gingen die Vortragenden besonders auf die Tatsache ein, dass es sich um kein momentanes Problemgebiet der Politik in Deutschland handele, weshalb die Fragestellung nach der Verbesserung unseres Gesundheitssystems oft übersehen werde.

Der Parlamentspräsident Martin Schulz sprach allen Studierenden, die an der Realisierung des Projekts mitgeholfen haben, sein Lob aus. Auch Holm Keller, der gewissermaßen den Moderator gab, pries das Engagement der Studierenden. Nach der erfolgreichen Präsentation gab es nur noch eins: Brüssel erkunden! Sechs Stunden sind eine lange Zeit, wenn man sie richtig nutzt!

 

Manneken Pis (c) Univativ Online

 

Neben dem Atomium bietet Brüssel eine Menge weitere Sehenswürdigkeiten. Das Rathaus, den Stadtpalast, eine sehr schöne Kathedrale und nicht zu vergessen Manneken Pis. Das Leuphana-Organisationsteam hatte zu Beginn des Ausflugs Heftchen mit den wichtigsten Attraktionen verteilt.

So wurden selbst Europas beste Pommes an der Imbissbude „Maison Antoine“ schnell gefunden. Einige gönnten sich noch eine belgische Waffel und schon ging es wieder auf große Fahrt. Diesmal kam kein ungeplanter Stopp dazwischen und pünktlich erreichte der Zug am Mittwochmorgen Lüneburg.

Der kurzer aber erlebnisreicher Ausflug, einmal Brüssel und zurück, ging zu Ende.