Eine Woche Weihnachtsmarkt – ein Selbstversuch

Wieviel Glühwein kann man eigentlich in einer Woche trinken? Wir haben für euch die schönsten Weihnachtsmärkte der Umgebung erkundet und dabei natürlich auch einiges gebechert. Ein Selbstversuch.

Eine Woche lang verschiedene Weihnachtsmärkte zu besuchen, erschien uns eine fabelhafte Idee: Warm eingepackt gegen kalte Füße kämpfen, sich einmal im Jahr so richtig auf Kitsch en masse einlassen und unsere Freizeit so verbringen, wie wir es am liebsten tun: Mit Trinken, Essen, Leute gucken.

Am Wochenende vor unserem Weihnachtsmarathon hätten wir in Berlin bereits feststellen können, dass die Woche möglicherweise ihre Schwierigkeiten mit sich bringt: Es regnet in einem fort, weshalb der erste Weihnachtsmarktbesuch nach Hause verlagert wird. Das Vortrinken mit dem alkoholischen Heißgetränk klappt dann auch nicht ganz so gut: Während alle anderen mit dem süßen Zeug genüsslich den Beginn der Glühweinsaison einläuten, ist einer von uns nach dem ersten Becher dermaßen schlecht, dass es bei eben diesem  bleibt. Daraus haben wir natürlich gelernt und die Woche mit Eierpunsch gestartet. Schon mal vorab: War auch nicht besser.

Glühwein Counter: 1.

Tag 1 und  2 des Glühwein-Selbstversuchs: Auftakt in Lüneburg

Nach unserer Redaktionssitzung verschlägt es uns aufgrund einer Empfehlung zuallererst in den Biergarten der Lüneburger “Krone”. Begrüßt werden wir dort von einem Meer aus Lichterketten und wohliger Wärme in gemütlicher Atmosphäre. Da uns leider schon zum Einklang der Woche ständiger Regen begleitet, mummeln wir uns im überdachten Bereich in unsere Schals und stoßen erst einmal mit einem Glühwein und Eierpunsch an.

Dafür, dass sich die Fläche des Marktes auf einen Hinterhof beschränkt, hat er einiges zu bieten. Für alle Frostbeulen gibt es sogar eine Blockhütte mit Livemusik, in der wir aber den Altersdurchschnitt gefühlt halbieren würden, weshalb unser Besuch dort die fünf Sekunden Marke nur knapp überschreitet. Wer allerdings auch im Dezember gerne ein kühles Bier trinkt oder sich ein Käsefondue mit den Liebsten teilen möchte, für den ist die Schnucken Alm ein gemütlicher Ort für schöne Winterabende.

Am nächsten Tag bleiben wir nochmal in der Heimatstadt, um dieses Mal den Markt vor der Johanneskirche und den großen Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus zu besuchen. Hier finden wir im Gegensatz zum “Lüneburger Weihnachtsdorf” am Vortag auch ein paar Stände, die allerlei Krimskrams verkaufen. Besonders fasziniert uns eine, in unseren Augen fast maßstabsgetreue Erdmännchen-Kerze und eine Bude, die Steine verkauft. Wir feiern die Steine ziemlich und verbringen eine gefühlte Ewigkeit damit, uns den Schönsten herauszusuchen. Letztendlich beschließen wir aufgrund unseres Studentenbudgets vernünftig zu bleiben und das Geld lieber sinnvoller zu investieren. Weil wir uns dann über so viel Selbstdisziplin freuen, gönnen wir uns noch einen Glühwein – für den doppelten Preis eines Steins. Cheers!

Glühwein Counter: 10.

Tag 3: Weihnachtsfieber in Lübeck

Sobald wir auf dem Weg vom Bahnhof am Holstentor vorbeigelaufen sind, stolpern wir von einem Weihnachtsmarkt in den nächsten und verlieren uns zwischen den unzähligen Buden mit Schnickschnack und Leckereien. Sei es der Kunsthandwerkermarkt in St. Petri, vor dem schillernden Riesenrad auf dem Maritimen Markt oder unser Favorit rund um die Marienkirche: Der Glühwein schmeckt überall gut und die kulinarische Auswahl ist so vielfältig, dass wir stundenlang überlegen, was wir alles essen wollen, um uns am Ende dann doch für etwas zu entscheiden, das wir ganz zu Anfang gesehen hatten. Nach dem vielen Hin- und Hergelaufe, inklusive kleiner Abstecher in Lübecks Shoppingmeile, schmecken die Oreo-Schoko-Erdbeeren und das gefüllte Fladenbrot besonders gut. Von Kitsch beseelt und Apfelpunsch gewärmt, kommen wir vor der historischen Kulisse richtig in Weihnachtsstimmung. Lübeck ist einfach ein Klassiker.

Am Ende des Abends sitzen wir müde, aber glücklich im (mit unserem Semesterticket kostenlosen!) Regionalexpress zurück nach Lüneburg und finden, dass die gute Stunde Fahrt sich auf jeden Fall gelohnt hat.

Glühwein Counter: 16.

Tag 4: Enthaltsam auf Santa Pauli

Wir hätten nie gedacht, dass wir das mal sagen würden, aber: Wir habe keine Lust mehr auf Glühwein. Also kaufen wir uns einen Lumumba und einen Penislollipop und schlendern an den kreativ dekorierten Buden vorbei. Am vorletzten Tag unseres Versuchs sind wir müde und haben schon so ziemlich alles gesehen, was Weihnachtsmärkte zu bieten haben – da lädt Hamburgs Spielbudenplatz zu einer perfekten Abwechslung ein. Die Tassen zieren halbnackte Weihnachtsmänner und ganz nackte Schneemänner und irgendwie ist die Stimmung hier besonders erfrischend. Alles ist, nach guter alter Pauli-Manier, sehr bunt, ein bisschen witzig und wenig prüde und so langweilen wir uns auch nach einigen Stunden und Heißgetränken nicht. Trotzdem ist irgendwann Zeit zu gehen und am Ende des Abends sind wir fast erleichtert, dass wir ausnahmsweise mal nicht betrunken, sondern einfach so, sehr vergnügt ins Bett plumpsen.

Glühwein Counter: 18.

Tag 5, 6  und  7: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah

Nach insgesamt 18 Tassen Glühwein, Lumumba, Eier, Apfel- und Kinderpunsch fehlt uns nur noch der Mariah Carey Ohrwurm und die Plätzchenplautze, um ins Weihnachtskoma zu fallen. Nichtsdestotrotz haben wir das Wochenende genutzt, um den historischen Christmarkt an der St. Michaeliskirche, den Start-up-Weihnachtsmarkt in der IHK Lüneburg und den Markt am alten Kran zu besuchen. Auch wenn die Buden am Stint nur bis 20 Uhr geöffnet haben, möchten wir Weihnachten am alten Kran allen Lüneburger*innen besonders ans Herz legen. Hier gibt es Ausgefallenes zu essen und der Ausblick auf die Ilmenau kommt dem Idyll ziemlich nahe.

Für die restliche Adventszeit gilt für uns erst einmal: Mal sehen, wie viele alkoholischen Heißgetränke wir überhaupt noch ertragen können. Unser Fazit lautet aber auf jeden Fall: Kinderpunsch ist ja irgendwie auch lecker. –Thanks, Captain Obvious. Wie gut, dass wir schon so früh angefangen haben, den ein oder anderen Ausflug zu machen, denn der Advent ist dieses Jahr besonders kurz. Also nichts wie ran an den Weihnachtsspeck!

Autorinnen: Felicitas Bünger, Isabel Roudsarabi

Titelbild:  pexels.com