Disko ohne Ringelpietz mit Anfassen

Gemeinsam abrocken – Party im Pavillon der Kühnauschen Stiftung © VisionInklusion

Manuela geht auf ihn zu – und ehe er reagieren kann, hat er zwei Knutscher auf der Backe. Kurz sieht man sie dem jungen Mann an, diese Angst vor dem Unbekannten, denn Manuela hat eine Behinderung. Ein Unwohl-
sein, mit dem VisionInklusion aufräumen will.

Die Studierendeninitiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzubringen und so „Inklusion“ zu leben. Damit ist gemeint, dass Strukturen so angepasst werden, dass allen Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe ermöglicht wird.

Am letzten Freitag wurden die Mitglieder der Initiative von Beate Horstjan, Inklusions-Beauftragte der „Stiftung Kühnausche Gründung“, zu einer inklusiven Disko eingeladen ? und von den Gästen zum Teil überschwänglich begrüßt, wie der eingangs erwähnte Kuss zeigt. „Ich will eine Disko veranstalten, die ohne Ringelpietz mit Anfassen abläuft“, sagt Horstjan und meint die teilweise etwas kindlichen Spiele der Behindertenarbeit. Im Pavillon der Stiftung ist ein bunter Haufen von Menschen der Einladung gefolgt: jung und alt, behindert oder nicht tanzen gemeinsam. Manche brauchen Hilfe beim Einschenken, einer redet pausenlos mit seiner Hand, die in einem weißen Handschuh steckt. Ein Mann mit Down-Syndrom spricht eine hübsche Blondine an und teilt ihr fröhlich mit, dass er ihr gerne ein Kind machen möchte.

Für die Partygäste mit Behinderung sind solche Abende wichtig, um aus den immer gleichen Räumen der verschiedenen Träger der Behindertenarbeit in Lüneburg herauszukommen. Die Anwesenden ohne Handicap dagegen lernen, dass Beeinträchtigungen etwas Normales sind. „Es ist normal, verschieden zu sein“, sagt Horstjan dazu. Beide Gruppen vereint an diesem Abend vor allem eines: die Lust, auf „Disco Pogo“ abzugehen.

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Autor: Jean-Pierre Ziegler