Die Hamburger Hafencity – Die Entstehung eines neuen Stadtteils

Mit der Hafencity entsteht ein völlig neuer Stadtteil in Hamburg – mit einem ganz eigenen Konzept. Doch hält die Realität, was das ursprüngliche Konzept verspricht?

Die Idee der HafenCity

Im Mai 1997 stellte der ehemalige Bürgermeister Hamburgs Henning Voscherau die Idee der HafenCity vor. Seither entwickelt sich der neue Stadtteil im Wesentlichen nach einem im Jahr 2000 beschlossenen Masterplan. Vor über hundert Jahren überließ Hamburg seine Elbe den Frachtern, den Verladekränen und Kaffeehändlern. Jetzt entdeckt die Stadt ihren Fluss für sich selbst wieder neu. Wenige hundert Meter von Hauptbahnhof und Jungfernstieg entfernt wächst auf dem ehemaligen Freihafen-Areal das größte innerstädtische Stadtentwicklungs- und Bauprojekt Europas – die HafenCity.

Konzept der nachhaltigen Stadtentwicklung

Sie liegt im Bezirk Hamburg-Mitte, ist 155 Hektar groß und soll nach der Fertigstellung sowohl Wohnraum für 12.000 Bürger als auch Arbeitsfläche für 40.000 Berufstätige schaffen. Dabei wird besonderen Wert auf das „Konzept der nachhaltigen Stadtentwicklung“ gelegt: Beispielsweise gibt es einen guten Anschluss an den ÖPNV, die Wärmeversorgung erfolgt nachhaltig, umweltschonende Baustoffe werden verwendet und auch die Uferbereiche der Hafenbecken und Kanäle bleiben vollständig erhalten. Außerdem wird ein nachhaltiges Umweltzeichen für Gebäude vergeben. Gegenwärtig sind 1,1 Kilometer der HafenCity bebaut – Von der Elbphilharmonie bis zur zentralen Stadtteilmitte. Sie wurde von Norden nach Süden und von Westen nach Osten entwickelt und wird nun genauso realisiert.

Leuchtturmprojekte

Es gibt fünf so genannte „Leuchtturmprojekte“ in der HafenCity: Die Elbphilharmonie, die SPIEGEL-Hochhäuser, die HafenCity Universität, das Science-Center (dessen Realisierung aufgrund seiner Finanzierung mittlerweile fragwürdig ist ) und die Living Bridge , die eine ‚lebendige‘ Brücke, das heißt nicht nur Verkehrselement sondern selber bebaute Stadt werden soll (möglicher Vgl. High Line, NY). Allgemein gilt die HafenCity als größtes Flächenrecycling in Europa. Konversionsfläche wird wieder neu entdeckt. Leer stehendes, heruntergekommenes, verunreinigtes Gebiet wird neu erschlossen und begründet Hamburgs Rückkehr an die Elbe. Es wird gehofft, dass einige Orte wie Magnete wirken werden. Sowohl die oben genannten „Leuchtturmprojekte“ als auch Orte wie das Kreuzfahrtterminal, das 25Hours Hotel, das Übersee-Quartier und viele Museen und Ausstellungen sollen Besucher anziehen. Als Kontrast zur benachbarten Speicherstadt bildet die HafenCity schon heute ein Mekka moderner Architektur. Die HafenCity soll zu einem Ort kultureller Vielfalt werden. Für Literatur-, Theater- und Performanceprojekte wird ein Theaterzelt auf dem Strandkai entstehen. Es soll ein Stadtteil entstehen, der sich nicht nur auf Arbeitsplätze und Wohnorte beschränkt.

Öffentliche Stimmen

Doch viele Bürger fragen sich: Für welchen Teil der Bevölkerung wird hier gebaut? Die HafenCity wird mittlerweile als „Reichenghetto“ verschrien. Auch kursieren Titulierungen wie „Architekturzoo“, „Architekturolymp“, „Babylonisches Formengewirr“, „Mediterranes Design-Disneyland“, „HafenCity Tristesse“ und „Rohbauschreck“. Der Oberbaudirektor der HafenCity Jörn Walter sagt: „Wir müssen das Endprodukt immer im Auge behalten – und uns nicht durch die Kritik verrückt machen lassen.“

Hamburg soll durch die HafenCity wieder Deutschlands ‚Tor zur Welt‘ – wieder Weltstadt – werden. Denn im internationalen Vergleich fällt Hamburg schon längst nicht mehr auf. Andere Städte (beispielsweise in Asien) erregen viel mehr Aufmerksamkeit. Es gibt sowohl kritische Meinungen als auch optimistische Perspektiven in Bezug auf die HafenCity. Die weiteren Entwicklungen werden zeigen, ob die Probleme überwiegen oder die hohen Ansprüche an dieses Bauprojekt alle erfüllt werden können. Wird die HafenCity eine Vorreiterrolle im nachhaltigen Städtebau Deutschlands haben?

Autorin: Julia Choutka