Der Regisseur bei der Filmpremiere / (CC) Foto: grammarshy

Des Machos Liebesleben (FSK 16)

Don Jon sammelt One-Night-Stands wie andere Briefmarken. Doch eines Tages ändert sich alles.

Der Regisseur bei der Filmpremiere / (CC) Foto: grammarshySeien wir mal ehrlich: Das Internet ist eine überkontinentale Pornosause. Seriösen Schätzungen zufolge entfallen rund 30 Prozent des gesamten Webverkehrs (Badummtzisch) auf Schmuddelseiten. Und die bieten so ziemlich alles, was Homo Sapiens an fleischlichen Gelüsten im Hirn rumwabert; Vom verpixelten Amateurfilmchen bis zur 10-Mann-Gangbang.Von durchaus erotisch bis einfach nur abstoßend.
Hollywoods Newcomer Joseph Gordon-Levitt, unter anderem aus „Batman: The Dark Knight Rises“ bekannt, hat sich diesen Themenkomplex mal zur Brust genommen und zu einem ansehnlichen Regiedebut verwurstet. Die interessante Grundprämisse lautet: Wie verändert dauerndes Pornogucken eigentlich die Erwartungshaltung? Verlangt man plötzlich von seinem holden Weibe Dauerblasen, Analsex und zum grande Finale das vollejakulierte Gesicht?
Jon Martello, gespielt vom Regisseur höchst selbst, tut das. Er, seines Zeichens Discopumper vom asozialsten Schlag, schmieriges Haupthaar und hygienebessesen, ist von dem kurzweiligen Rübergerutsche über seine wochenendlichen Discoaufrisse gelangweilt. Zwar haben ihm seine Kumpel als paarungstechnische Respektgeste den Spitznamen Don Jon verpasst, aber weil die wöchentlichen One-Night-Stands ihm nie den geilen Kick geben, den er von Pornos gewöhnt ist, hockt er nach dem Sex in ungesunder Regelmäßigkeit vor seinem Laptop und masturbiert munter vor sich hin. Eine perfekte Visualisierung des Keils, den Pornos zwischen aufgeladener Erwartungshaltung und nüchterner Realität treiben.
Die Frau wird nicht länger als eigenständiges, selbstbestimmtes Individuum wahrgenommen; vielmehr ist sie nur noch fleischliche Erfüllungsgehilfin männlicher Triebe. Geschlechtsverkehr ist nicht länger Geben und Nehmen, sondern gieriges Greifen. Und das kleine Moralmännchen lebt auch in Jon. Beim sonntaglichen Kirchenbesuch mit der Familie entlädt er deshalb sein schlechtes Gewissen im Beichtstuhl, erzählt dem Pater wie oft er die Woche masturbiert hat, so 15 mal, und feuert zehn Ave Maria Richtung Himmel, damit die Handarbeit wieder ohne Gewissensbisse anlaufen kann. So weit so gut. Eines schnöden Clubabends fällt ihm jedoch Barbara, wunderbar arrogant gespielt von Scarlett Johansson, ins geschlechtsorganfokussierte Playerauge.
Auf der Frauenskala der Clubmachos landet sie ganz weit vorne, 10 von 10 Punkten.
Aber kurz nach der kitschig-romantischen Kennlernphase plumpst Jon die rosarotte Brille von der Nase und die vermeintliche Traumfrau entpuppt sich als verwöhnte Egomanin, die ihn nur als Toyboy missbraucht. Ein genialer Kniff, einfach mal die in der Filmbranche sonst von Testosteron dominierten Machtverhältnisse einer Beziehung umzukehren und mit männlichen Gefühlen und Erwartungen den Boden aufzuwischen. Aber Hollywood wäre nicht Hollywood, drückte es einem das Happy End nicht unübersehbar aufs Auge. Jons zertrümmertes Ego wird selbstredend wieder zusammengeflickt. Und so sitzt er am Schluss geläutert auf des Paters Beichtstuhl und frohlockt: „ Ich hab diese Woche nicht masturbiert und nur einmal außerehelichen Sex gehabt“ Halleluja!

Autor: Luca Dittmer