Screenshot der myStudy-Startseite / (c) Vivien Valentiner

Das große Los gezogen

Vor jedem Semester bereitet die Losphase Kopfzerbrechen. Bekommt man einen Kurs nicht, kann das die gesamte Planung über den Haufen werfen. Wie wird in Zeiten von myStudy gelost? UnivativOnline hat nachgefragt.

Screenshot der myStudy-Startseite / (c) Vivien Valentiner
Screenshot der myStudy-Startseite / (c) Vivien Valentiner

Das ist ein Text für diejenigen, die bei „Losphase“ an Körbe voller Papierschnipsel mit den Namen ihrer KommilitonInnen denken. Man stellt sich Menschen vor, die aufgeregt um diese Urnen herum sitzen und Seminar für Seminar Teilnehmer ziehen.

Recht unspektakulär

„Recht unspektakulär“ nennt hingegen Dr. Paul Ferdinand Siegert, einer der vier Köpfe von myStudy, die Losphase. Das Losen übernimmt nämlich komplett der Rechner. Das myStudy-Team aus Dr. Paul Ferdinand Siegert, Helga Holz, Timo Leder und Christopher Metz programmiert im Vorfeld die Internetseite so, dass zu hinterlegten Terminen gewisse Prozesse angestoßen werden. Diesen Herbst hat myStudy zum Beispiel den Befehl erhalten, am 4. Oktober um 10 Uhr die erste Losphase einzuleiten und Anmeldungen zu den Lehrveranstaltungen freizuschalten.

Mit der Losung der Seminarplätze läuft das ganz ähnlich ab. Alle Anmeldungen landen zunächst auf der Nachrückerliste, von der das Programm Veranstaltung für Veranstaltung zufällig diejenigen Studierenden aussucht, die einen Platz erhalten werden.

„Wenn es weniger Bewerber als vorhandene Plätze gibt, dann kommen alle rein; wenn es zu viele sind, dann stoppt das Programm, sobald die Veranstaltung voll ist“, erklärt Siegert.

Die „Pechvögel“ bleiben dann auf der Nachrückerliste.

Der Rechner muss rechnen

Während der Losphase liegt eine große Last auf den Servern von myStudy. „Der muss dann richtig rechnen, der Rechner“, bemerkt Siegert. Früher musste immer jemand nachts wachbleiben, um zu prüfen, ob das Programm so arbeitet, wie es soll.

Heute werden in der heißen Phase weitere Rechner hinzugeschaltet. Obwohl es dadurch nun keine Probleme mehr gibt, ist Siegert trotzdem am 9. Oktober um Mitternacht wach gewesen, um sich zu vergewissern, dass alles glatt läuft.

Nach der Losphase ist vor der Losphase

Aber welche Arbeiten fallen während des Semesters eigentlich an?
Siegert erzählt, dass es immer etwas zu tun gibt. Zurzeit tragen die Dozenten schon ihre Veranstaltungen für das kommende Sommersemester ein, danach prüfen die Koordinatoren die Studierbarkeit und ob alles Wichtige angegeben wurde, anschließend ist die Raumplanung dran. Es gibt viele Schleifen und Prozesse, die parallel ablaufen. Außerdem bietet Helga Holz Schulungen an – zum Beispiel für neue Dozenten der Leuphana.

myStudy – der Maßanzug für unsere Uni

Viel Arbeit bereitet dem myStudy-Team das Programmieren von Sonderwünschen. Studierende mit Kindern dürfen zum Beispiel schon vor der Losphase ihre Kurse wählen, und zu einigen Veranstaltungen gibt es besondere Einschränkungen bei der Anmeldung. myStudy ist quasi ein maßgeschneiderter Anzug für die Leuphana. Deswegen kann man auch heute – über 10 Jahre nach der Geburtsstunde – nicht mehr auf die Website verzichten.

Es wird schon seit zwei Jahren überlegt, wie man myStudy, qis, moodle und andere Systeme an der Uni miteinander verbinden könnte, damit es lediglich ein Portal für alle Funktionen gibt. „Da sind wir ein bisschen Opfer unseres Erfolgs geworden“, findet Siegert. Denn alle Systeme, die es am Markt gibt, würden in den Bereichen, die myStudy abdeckt, einen Rückschritt bewirken. „Da würde vielen Leuten vieles fehlen“, sagt Siegert ganz ohne Eigenlob. Man müsste dann ein Programm kaufen, das eine Firma betreut. Sonderwünsche würden vermutlich nicht nur am zeitlichen und monetären Faktor scheitern, sondern auch daran, dass solche Firmen möglicherweise überhaupt nicht auf diese eingehen wollen. Zurzeit können kleine Änderungen schon innerhalb weniger Tage vorgenommen werden.

Hut ab!

Jeder, der schon einmal versucht hat, eine Internetseite zu bauen, weiß, wie kompliziert das ist. Eine Website soll nicht nur gut aussehen, sondern vor allem funktional, übersichtlich und für jeden handhabbar sein. Weil myStudy diesen Anforderungen entspricht und durch seine Sonderwünsche sogar noch darüber hinaus geht, verdient das Team um Paul Siegert große Anerkennung.

Angesprochen auf das Video, das zum 10. Geburtstag von myStudy gedreht wurde, muss Siegert lachen. „Das ist nicht ganz ernst zu nehmen, dieses Video.“ Die vielen Gags verstehen Nicht-„Nerds“ leider nicht. Aber so sind sie scheinbar, die Informatiker: Scherzen eben auf hohem Niveau.

Autorin: Vivien Valentiner