Blut, Blowjob und Bourbon

Das AStA Theater Referat präsentierte dieses Jahr die Eigenproduktion „Was darf ich hoffen?“. Wir haben uns das Stück mal angesehen.

Inszeniert wurde eine Revolutionsgeschichte in einem von Korruption und diktatorischer Willkür geprägten Land. Die Absicht den Diktator zu stürzen, führt die Protagonisten zusammen. Unter der Anleitung von Joe, ihrer charismatischen Anführerin, planen sie den Umsturz – doch es gibt einen Verräter in den eigenen Reihen.
Über zwei Stunden hinweg bekommt der Zuschauer von Sex und Folter bis hin zu Mord alles geboten, was der Spannungsbogen hergibt. Gleich zu Anfang erzeugen die Macher gekonnt eine bedrückende Atmosphäre, denn der Besucher betritt den Raum durch eine von einer Soldatin bewachten Tür. Begleitet von der Präsenz einer ständig filmenden Kamera, wird die klaustrophobische Stimmung eines Polizei- und Überwachungsstaates deutlich.
Zu diesem Zeitpunkt freuen wir uns noch auf ein spannendes Stück.

Zunächst einmal: Es erfordert viel Mut und Selbstüberwindung, um sich auf eine Theaterbühne zu stellen und fremden Menschen etwas vorzuspielen. Als Schauspieler liefert man sich den Augen des Publikums aus, macht sich verletzlich, angreifbar. Wir wissen das zu würdigen. Diese schauspielerische Leistung war für eine neue Besetzung durchaus passabel, die Schauspieler*innen waren mit viel Engagement und Freude bei der Sache. Ihnen wird jedoch die oft konfuse, inhaltlich nicht kohärente Story zum Verhängnis. Mag es daran liegen, dass das Stück vom Theater Referat selbstgeschrieben wurde; jedenfalls kommen viele Szenen eher ungewollt komisch daher, was für ein Stück mit einem derart ernsthaften Hintergrund unpassend wirkte.

Dazu tragen vor allem die seltsamen Slapstick-Einlagen der ansonsten stummen und für das Stück irrelevanten Barkeeperin bei. Jetzt mal ehrlich: Wenn Protagonist Eddy sich in suizidaler Absicht eine geladene Waffe an die Schläfe hält, dann ist das einfach nicht der passende Zeitpunkt für eine Luftgitarren-Einlage der Barfrau. Auch wenn wir die humoristische Absicht dahinter nachvollziehen können, ist es für das Stück ebenso abträglich wie der Eisberg für die Titanic. Oder die Barkeeperin verbirgt noch eine tiefere Bedeutung, die uns entgangen ist.
So verliert sich die ohnehin schon seichte Handlung zwischen platten Dialogen und albernen Comicbuch-Einlagen. Was schade ist, weil das Stück ansonsten vieles richtig macht. Zum Beispiel die durchaus authentischen Sex- und Folterszenen oder die gelungene Einbindung der Technik, die so manche Ungereimtheit in der Handlung vergessen macht. Ebenfalls im Unklaren bleibt der Zuschauer über die Einbindung der kantschen Frage „Was darf ich hoffen?“, denn bis auf eine marginale Erwähnung am Ende des Stückes gibt es keine weiteren Referenzen darauf.

Für nächstes Jahr wünschen wir uns vom Theater Referat einen Anschluss an die gute Inszenierung des 2013 präsentierten Stückes „Unschuld“ von Dea Loher. Und dass mit ebenso viel schauspielerischer Hingabe wie in diesem Jahr. Auf jeden Fall sind wir gespannt auf die kommende Produktion, denn eines ist sicher: Das Theater Referat gibt sich nicht mit langweiligen Themen ab.

Autor*in: Louisa Weidemann, Andreas Hussendörfer

 

 

Louisa Weidemann

Louisa mag Käse, Livemusik und Friedrich Dürrenmatt.

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