Auf Hauptstädtetour im Norden

Kopenhagen und Stockholm…

In einem Meer von Radfahrern, zwischen Pølserbuden und Straßenkünstlern, blauer Himmel und blaues Wasser – unterwegs in Kopenhagen.

Auf unserer Tour durch Dänemark und Schweden ist die dänische Hauptstadt an der Ostsee das erste Ziel. Unser Hotel liegt außerhalb vom Zentrum, denn wir haben uns zwischen zentraler Lage und günstigem Preis für letzteres entschieden. Als wir uns an unserem ersten Abend zu Fuß unterwegs sind, stellen wir allerdings fest, dass Entfernungen in Kopenhagen eigentlich keine große Rolle spielen, denn in ziemlich kurzer Zeit sind wir ohne Metro oder S-Bahn in der Innenstadt. Aus diesem Grund ist das liebste Fortbewegungsmittel der Kopenhagener auch das Rad. Überall findet man riesige Parkplätze und eigene Fahrradstraßen und für Touristen gibt es kostenlose Citybikes. Kopenhagen ist eine überschaubare Metropole, denn im Stadtgebiet wohnen nur 610 000 Menschen und im gesamten Einzugsbereich 1,5 Millionen. Allerdings sollte man sich davon nicht täuschen lassen. Kopenhagen ist ein Beispiel dafür, dass Weltstadtatmosphäre nicht unbedingt etwas mit Größe zu tun hat. Hier laufen wirtschaftlich und kulturell die Fäden zusammen und seit dem Bau der Öresundbrücke, die Dänemark und Schweden verbindet, ist die Stadt zu einem zentralen Standort der länderübergreifenden wachsenden Öresundregion geworden und profitiert vom boomenden Ostseehandel. Kopenhagen ist u.a. Sitz der weltweit größten Containerschiffsreederei Maersk Line und der Biermarken Carlsberg und Tuborg. Zudem laden rund 50 Museen dazu ein, mehr über so unterschiedliche Dinge wie Geschichte, Spielzeug, Design oder Erotik zu erfahren. Darüber hinaus finden im Raum Kopenhagen einige musikalische Großveranstaltungen statt, wie z.B. das Sommerfestival oder das legendäre Rockfestival in Roskilde. Und nicht zu vergessen ist die dänische Institution ‚Tivoli‘, ein altehrwürdiger Vergnügungspark mitten in der Stadt, der Spaß und kulturelles Erleben miteinander verbindet. Letztlich besitzt Kopenhagen mit der 1,8 km langen Strøget auch die längste Einkaufsmeile Europas und ein abwechslungsreiches Stadtteilleben mit zahllosen Cafés und Geschäften.

Wasser spielt seit jeher eine zentrale Rolle, was sich auch im Namen widerspiegelt – der dänische Name „København“ bedeutet „Kaufmannshafen“. Ein Teil der Stadt liegt auf der Insel Amager zwischen Dänemark und Schweden. Eine sehr idyllische Ecke, die Kopenhagens maritime Traditionen widerspiegelt, ist zum Beispiel der Nyhavn aus dem 17. Jahrhundert. Ursprünglich galt die Gegend als Gegenstück zur Reeperbahn, doch die Zeiten haben sich schon lange geändert. Heute ist es eher schwer, dem leckeren Angebot in den Cafés und Restaurants zu widerstehen, die u.a. typisch dänische Fischgerichte anbieten. Übrigens war Nyhavn auch der Wohnort des Märchendichters Hans Christian Andersen, Schöpfer der kleinen Meerjungfrau. Dass die Märchenfigur Kopenhagens Wahrzeichen ist, ist nicht zu übersehen, als wir uns auf den Weg machen zu der zierlichen Skulptur, die von einem Stein aus sehnsüchtig auf den Hafen hinausblickt. Schon von weitem kann man die Menschenmasse erkennen, die aus den zahlreichen Bussen aussteigt um sich mit ihr auf einem Foto verewigen zu lassen. Dänemark besitzt die älteste Monarchie Europas und wer mag kann sich im Stadtzentrum vier Schlösser anschauen. Dabei sind Schloss Amalienborg, Wohnsitz der königlichen Familie und das romantische Schloss Rosenborg, Ort der dänischen Kronjuwelen, besonders sehenswert. Auch in den Schlossparks lässt sich viel Zeit verbringen, denn jeder darf die königlichen Rasenflächen nutzen. Dadurch verwandeln sich die Anlagen bei schönem Wetter in gut besuchte Sport- und Freizeitoasen. Überhaupt fühlt man sich durch die Ungezwungenheit der Kopenhagener und die nette Atmosphäre schnell in der Stadt zu Hause.

Und zu guter letzt gibt es hier auch ein Viertel, das eigentlich gar nicht zu Dänemark gehört. Seit fast 40 Jahren existiert mittlerweile das Experiment „Christiania“, das ursprünglich Mitglieder der Hausbesetzerszene in einem verfallenen Kasernengeländer gründeten, um alternative Lebensformen zu verwirklichen. Lange haben die Bewohner um die Legalität ihres Freistaats gestritten und auch heute ist die ‚Aussteigerrepublik‘ vielen Kopenhagenern eher ein Dorn im Auge. Eine ungewöhnliche Erfahrung ist ein Spaziergang durch den Stadtteil allemal.

Nach vier Tagen in Dänemarks Hauptstadt sind wir natürlich gespannt darauf, welche Eindrücke uns in Stockholm erwarten. Schließlich wird die Stadt von Reiseführern gerne als eine „Perle der Ostsee“ und „schönste Hauptstadt Europas“ angepriesen. Also stürzen wir uns eine Woche später ins Verkehrsgewühl des Großraums Stockholm und landen tatsächlich irgendwann in den engen Straßen der Innenstadt.

Stockholm ist eigentlich eine Stadt auf einzelnen Inseln an der Mündung des Mälarsees, die man über Brücken und Fähren erreichen kann. Absoluter Touristenmagnet ist die Gamla Stan, die historische Altstadt. Reisegruppen aus aller Welt schieben sich im Sommer durch die Tore des Reichstags in die malerischen Gassen, in denen man von Plüsch-Elchen bis hin zu Pfefferminzstangen alles bekommt, was irgendwie mit Schweden zu tun hat. Die vielen bunten hohen Häuser erinnern uns interessanterweise an Italien, wobei mir an dieser Stelle noch so ein netter Reiseführervergleich in den Sinn kommt: „Venedig des Nordens“. Modernes Gegenstück zur Gamla Stan ist Norrmalm, das zentrale Einkaufsviertel, dessen Architektur eher den Charme der sechziger Jahre versprüht, das an Geschäftigkeit der Altstadt allerdings in nichts nachsteht. Übrigens gibt es im Stadtgebiet 32 H&M-Filialen, denn das Unternehmen hat in Stockholm seinen Stammsitz. Im Gegensatz zu Kopenhagen drängt sich im Zentrum von Stockholm alles auf dem wenigen Raum, den die städtischen Inseln zu vergeben haben. Und blickt man über das Giebelmeer der Stadt, fühlt man sich in die Welt von Karlsson vom Dach versetzt. Da lohnt es sich, in eine der vielen Barkassen zu steigen und sich die Stockholm einmal vom Wasser aus anzuschauen, wo man an bunten Häuserzeilen und beschaulichen Yachthäfen vorbeischippert. Wer will, kann auch eine längere Tour zu den vielen Schären buchen, die eine Art Naherholungsgebiet der Stadt bilden. Viele Stockholmer zieht es am Wochenende in eines der 50 000 Sommerhäuser und auch die Königsfamilie verbringt ihre Zeit lieber auf einer Insel weitab vom Trubel der Hauptstadt.

Wer sich für Kunst interessiert, hat die Möglichkeit ins Nationalmuseum oder ins Moderne Museum zu gehen, kann aber auch einfach U-Bahn fahren, denn die meisten Stationen der „Tunnelbana“ sind von Künstlern gestaltet worden. Auf diese Weise gelangt man z.B. schnell in den Südteil der Stadt ins trendige Södermalm, wo sich auf die Suche nach der allerneuesten schwedischen Mode oder ausgefallenen Designartikeln machen kann. Der jedes Wochenende stattfindende „Street“, ein großer Straßenmarkt und Treffpunkt für Stockholms Kreative schlechthin, ist ein Muss für Schnäppchenjäger. Ein ausgesprochen faszinierendes Erlebnis bietet der Besuch des Vasa-Museums, das eigentlich nur ein Ausstellungsstück besitzt, nämlich das fast 400 Jahre Segelschiff.1628 sank die knapp 70 Meter lange Vasa auf ihrer Jungfernfahrt und lag über dreihundert Jahre im Stockholmer Hafenschlick, bis der damalige Stolz der schwedischen Marine vor einigen Jahrzehnten endlich geborgen werden konnte. Heute füllt das im Ganzen erhaltene Schiff die vierstöckige Museumshalle aus. Darüber hinaus erzählt die Ausstellung eindrückliche Geschichten über den Schiffbau und das Leben zur Zeit der Vasa.

Um es kurz zu machen: Sowohl Stockholm als auch Kopenhagen haben viel zu bieten. Während aber Schwedens Hauptstadt voller Sehenswürdigkeiten im engeren Sinne ist, lernt man das Typische an Kopenhagen eigentlich am besten bei einem Bummel durch die Viertel kennen. Eines allerdings haben beide Städte gemeinsam – sie sind wirklich unvergleichlich schön.

Julia Strube