Auf der Suche

Geocaching: die moderne Schnitzeljagd. Sie klettern auf Bäume oder unter Brücken, rutschen einen Abhang im Wald hinunter oder warten darauf, dass nachts in der Ferne ein Reflektor im Taschenlampenlicht aufblitzt. Sie laufen in der Rush Hour gegen den Strom der Menschen an oder fahren mit dem Auto zehnmal um denselben Kreisel, immer darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden – sie alle nennen sich GeocacherInnen!

„Geocaching“ ist eine moderne Schnitzeljagd mit GPS-Gerät. Wie so viele Trends stammt das „Caching“ aus den USA. Dort wurde im Mai 2000 der erste „Geocache“ in Oregon versteckt. Wer als GeocacherIn unterwegs ist, kann sich im Internet die Koordinaten zu einem versteckten Cache suchen und in ein GPS-Gerät eingeben, das zum Fundort navigiert. Neben den Koordinaten findet man im Internet Informationen zur Größe und zum Schwierigkeitsgrad des Caches oder Angaben darüber, wie leicht das Gelände zu begehen ist. Häufig werden Caches an interessanten Orten versteckt, welche von dem oder der InhaberIn näher beschrieben werden.

Ist man erst einmal im Gelände, gehört man zu 1,4 Millionen anderen Menschen, die weltweit auf der Jagd nach den Geocaches sind. Dabei ist das jeweilige Fundstück nicht immer leicht zu haben: Ein gewöhnlicher Cache, genannt „Traditional“, lässt sich allein über die eingegebenen Koordinaten, etwas Aufmerksamkeit und Spürsinn auffinden. Ein sogenannter „Multi“ dagegen führt über mehrere Stationen, die nach und nach immer neue Hinweise auf den Fundort liefern. Für einen „Mystery“ muss in der Regel ein Rätsel gelöst werden.

GeocacherInnen sind paradoxerweise oft daran zu erkennen, dass sie sich (betont) unauffällig verhalten. Wer nichts vom Caching weiß, soll die Cacher nicht beim „Loggen“ – also beim Finden des Caches – beobachten. Die Fundstücke könnten von den Unwissenden, den sogenannten „Muggels“, mit Absicht oder in dem Glauben, es handele sich um Müll, entsorgt werden. Typische Behälter sind Filmdosen, Brotdosen oder alte Munitionskisten. Aber auch eine Mutter auf einer Schraube oder ein Pilz, der von innen ausgehöhlt und unauffällig zurück an einen Baum gehängt wurde, können sich als getarnte Caches entpuppen.

Und was ist so aufregend daran, auf der Suche nach Plastikdosen in der Gegend herum zu laufen? Der Inhalt der Geocaches kann es nicht sein. Denn das, was man als fündig gewordener Cacher in den Händen hält, schaut mau aus: Ein Logbuch, in das man sich mit Nickname, Datum und Uhrzeit einträgt. Größere Caches enthalten Krimskrams wie Schlüsselanhänger oder Figuren, die nur die jungen oder junggebliebenen CacherInnen faszinieren. Hinter der Freude am Cachen steckt mehr. Selbst wer schon 20 Jahre in seinem Stadtteil wohnt, kann durchs Caching neue, unbekannte Orte für sich entdecken. GeocacherInnen verbinden ihr Hobby mit einem Spaziergang und sind immer wieder erstaunt darüber, wie viele Menschen täglich an den Behältnissen vorbeigehen, ohne sie zu bemerken.

Doch wie vieles, was den Menschen Freude bereitet, hat auch das Geocaching seine Schattenseiten. Tiere können durch unvorsichtiges Verhalten von CacherInnen aufgeschreckt und gestört werden. Außerdem können beliebte Caches schnell zu Trampelpfaden führen. Sie sollten so versteckt werden, dass sie von den Wegen aus erreichbar sind, damit die Natur geschont wird.

Verhalten sich GeocacherInnen aber angemessen, können sie mit gutem Gewissen viel erleben. Egal ob sie auf dem Himalaya nach einem Cache suchen, ihn nach einem Tauchgang an die Oberfläche holen oder einfach nur einen Spaziergang durch Lüneburg interessanter gestalten – nach aufmerksamen Suchen überkommt jeden das gleiche Glücksgefühl: „Gefunden!“

Von Pascal Schäfer und Birte Ohlmann