Alternatives Menstruations-Management

Bleed Free! / (C) Modernwomendigest
Bleed Free! / (C) Modernwomendigest

Bei dem Begriff „Menstruation“ zucken jetzt vermutlich die meisten vor ihren Bildschirmen zusammen, doch haltet ein! Blutende Vaginas gehören zum Alltag und wie man sie händelt, sollte nicht nur in Gynäkologiepraxen besprochen werden. Hier also ein Plädoyer für den Abschied von Tampon und Co.

Über Menstruation wird in der Öffentlichkeit in etwa so munter und offen gesprochen wie über Hämorrhoiden. Eine große Zahl an Menschen plagt sich damit rum, aber man schämt sich dafür, versucht die Schmerzen zu ignorieren und hofft, dass keiner merkt, wenn man sich mit allerlei Hilfsmitteln eindeckt. Warum genau eine blutende Vagina eklig ist aber Ejakulat in Frauengesichtern sexy, konnte mir bisher noch keiner erklären. Wenn du zu den Menschen gehörst, die sich jetzt tierisch darüber ekeln, dass ich etwas über die Periode schreibe, empfehle ich dir das hier integrierte Video als Antwort auf deinen Unmut.

In jedem Fall führt das Totschweigen nicht dazu, dass Frauen nicht mehr dem Zyklus von Werden und Vergehen ausgesetzt sind und daher lohnt es sich, sich mit der Periode auseinanderzusetzen (das heißt ja nicht gleich, dass man den Free Bleedern beitreten muss).

Wie stark das Tabu um Menstruation und die Vorstellung einer vermeintlichen „Unreinheit“ menstruierender Frauen ist, merkt man an vielen Artikeln, die sich mit dem Thema „Monatshygiene“ beschäftigen. Diese werden nämlich gern mit Anspielungen auf Sauberkeit eingeleitet wie beispielsweise „Ich glaube, es ist jedem Mädchen klar, dass nur ein sauberer Körper ein schöner Körper ist“. Einmal abgesehen davon, dass ein Grundmaß an Hygiene für jedes menschliche Wesen eine ganz nette Sache ist, ist die Implikation, die hier mitschwingt eindeutig: Wer blutet ist schmutzig und schmutzig zu sein mindert deine Attraktivität. Entsprechend dieser Logik empfiehlt man auch gern das Hilfsmittel, das so viel wie möglich von dem „bösen, ekligen Blut“ verschwinden lässt: den Tampon.

3bfGenaue Zahlen über die Methoden, die menstruierende Frauen verwenden, sind schwer aufzutreiben. Wahrscheinlich ist der Tampon inzwischen jedoch die am meisten verbreitete Methode, da sie stark beworben wird und in den Mainstream der „unsichtbaren Periode“ passt. Tampons bestehen normalerweise aus chemisch nachbehandelter Baumwolle, die neben den Rückständen der Agrarpestizide auch mit Bleiche versetzt ist, damit sie schön weiß und sauber aussieht. Tampons saugen das Blut direkt im Scheideneingang auf. Da sie jedoch nicht zwischen Blut und normalen Sekreten unterscheiden, führen sie auch zu einer Austrocknung der Schleimhäute (von den Reizungen durch Chemikalien einmal ganz abgesehen). Durch das außerhalb der Scheide hängende Rückholbändchen sind sie eine perfekte Kletterleiter für alle möglichen Bakterien direkt in deine Vagina hinein – Mahlzeit.

Tampons werden vor allem aus zwei Gründen häufig empfohlen. Sie sind einerseits stark als junges, hippes und anpassungsfähiges Produkt beworben, das den Anforderungen eines aktiven und flexiblen, modernen Lebensstiles genügt und zum anderen entsprechen sie der kapitalistischen Kauf-Wergwerf-Logik, nach der ein Produkt nur dann sinnvoll ist, wenn man möglichst häufig Nachschub davon braucht. Innerhalb eines durchschnittlichen Lebens verbraucht eine Frau ca. 12.000 dieser kleinen Baumwoll-Eindringlinge. Binden stellen übrigens keine besonders kluge Ausweichvariante dar – sie sind mit den gleichen Chemikalien versetzt und produzieren als Wegwerf-Produkte genauso viel unnötigen Müll.

Ihr ahnt es, ich will auf eine andere Alternative hinaus. Die Menstruationstassen sind seit einigen Jahren vor allem in den Kreisen nachhaltiger und feministischer Frauen bekannt. Es handelt sich um kleine Silikonbecher, die genauso wie ein Tampon in die Scheide eingeführt werden können. Der Unterschied besteht darin, dass sie das Blut auffangen anstatt es aufzusaugen. Gleichzeitig enthalten sie weder Bleiche noch Parfüme, greifen nicht in die natürliche Scheidenflora ein und sind wiederverwendbar. Eine herkömmliche Menstruationstasse hat eine Haltbarkeit von etwa 10 Jahren und ist somit wesentlich nachhaltiger als die meisten anderen Methoden.

Menstruationstasse / (C) Ruby Cup
Menstruationstasse / (C) Ruby Cup

Ein besonders hervorzuhebender Vorteil der Menstruationstasse ist tatsächlich seine politische Qualität. Ja, ihr habt richtig gehört! Die Abneigung vor weiblichem Menstruationsblut ist nicht nur ein häufiges Verkaufsargument für Tampons, es wird durch diese auch noch verstärkt. Der Kontakt mit dem eigenen Körper, dem eigenen Blut, der eigenen Fruchtbarkeit wird auf ein Minimum reduziert um ja nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, dass das, was da zwischen den Beinen passiert, nicht pfui und bäh ist. Die Menstruationstasse zwingt uns dazu, uns mit unserem eigenen Blut auseinanderzusetzen. Die Tasse füllt sich mit der Menstruationsblutung, muss in die Toilette entleert und am Waschbecken ausgewaschen werden. Am Ende der Blutung wird der Cup in einem vorgesehenen Gefäß im Ofen sterilisiert oder mit reichlich Wasser abgekocht. Wer auf Menstruationstassen umsteigt, macht sich definitiv die Finger schmutzig, aber die anfänglichen Gefühle des Widerwillens und Ekels weichen schnell einer intensiven Faszination für den eigenen Körper und das kann doch nie verkehrt sein!

Na, Blut geleckt? Dann schau doch mal bei Ruby Cup, einem von inzwischen vielen Anbietern für Menstruationstassen, vorbei. Für jeden Ruby Cup, der verschickt wird, geht nämlich auch ein Cup an ein Mädchen in Kenia. Und warum das eine gute Sache ist, kannst du hier nachlesen.

Autorin: Anna Christin Koch