Grüne Kolumne – Teil 3

Grüne_Kolumne_3/ (CC) Chris Leung
Grüne_Kolumne_3/ (CC) Chris Leung

Nachhaltigkeit wird in Lüneburg nicht nur groß, sondern gefühlt in Großbuchstaben und mit drei Ausrufezeichen geschrieben. Aber wie sehr hat die grüne Impfung unseren Alltag verändert? Leben wir jetzt endlich „gut“? Ein Selbstversuch.

Eigentlich sollte dieser Artikel polemisch oder zumindest nörgelig beginnen. Ein Praktikum, zwei Hausarbeiten und diverse Nebenbeschäftigungen bestimmen derzeit meinen Alltag und lassen kaum Zeit für Überlegungen zum Thema Nachhaltigkeit. Seien wir ganz ehrlich: Das Einzige, was ich in den letzten sechs Wochen an geistiger Vorarbeit für diese Kolumne geleistet habe, ist, zwei Artikel zu lesen. Der erste erschien im Spiegel und handelte vom sich erholenden Blauwalbestand. Der andere in der Rhein-Main-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: Es ging um ein Tötungsverbot männlicher Eintagsküken in Hessen. So weit, so wenig strengte ich mich an.
Auch praktisch setzte ich mein Vorhaben im letzten Monat ziemlich inkonsequent um. Zwar kaufte ich weiterhin Bio-Produkte und fuhr mit dem Fahrrad zum Praktikum, allerdings nutzte ich häufig das Auto und verzichtete im Alltag ab und an auf die – Achtung, schweres Delikt – Mülltrennung.
Sauer könnte ich also auf mich und meine Umgebung sein. Was ist los? Habe ich nach nicht mal einem halben Jahr die Nase voll von Nachhaltigkeit? Sollte ich diese Kolumne sofort abbrechen und zu McDonald’s fahren?
Nach einigem Zögern entscheide ich mich dagegen. Nicht nur, weil ich keinen Hunger habe, sondern weil ich meine Ziele nicht aufgeben will. Umweltbewusstes Handeln ist mir nach wie vor wichtig. Nur weil Gegenwind kommt, möchte ich nicht auf halber Strecke stehen bleiben.
Auch wenn es vielleicht falsch ist nachhaltiges Handeln mit einem Wettlauf zu vergleichen. Grundsätzlich gibt es in dieser Angelegenheit keinen Anfang und kein Ende. Es gibt auch keine festgeschriebenen Zeiten, zu denen man über Genmais schimpft oder Petitionen unterschreibt. Es gibt keinen Zwang, über Umweltschutz nachzudenken (vom Leuphana-Semester einmal abgesehen). Wer nachhaltig denkt und handelt, tut das, weil er es möchte.
Der innere Antrieb ist maßgeblich. Nachhaltiges Handeln hat in der Regel keinen unmittelbaren Nutzen – es stockt nicht die Brieftasche auf und kurbelt nicht das Wirtschaftswachstum an. Was man bekommt, ist möglicherweise ein gutes Gefühl, da man altruistisch gehandelt hat. Vielen gestressten Berufstätigen mag das zu wenig sein: Sie sehnen sich nach Anerkennung und Freizeit. Ich kann sie verstehen. Auf der anderen Seite hilft gerade das außerschulische, -universitäre oder -berufliche Engagement dabei, die Gesellschaft zu verändern. Und es wäre vielleicht kein schlechter Anfang, sich dabei auf die unmittelbare Umwelt zu konzentrieren.
So habe ich einen guten Grund gefunden, mir zukünftig wieder mehr Mühe bei der Mülltrennung zu geben. Nachdem ich einmal angefangen habe, merke ich, dass das auch ganz ohne zu nörgeln geht.

Autor:in: anonym