A Summer’s Tale Festival – Ein Rückblick

Die Univativ hat letztes Jahr das „A Summer’s Tale (AST)“-Festival in Luhmühlen bei Lüneburg mit seinen 12.000 Besuchern besucht. Falls ihr dieses Jahr hinwollt, lest hier unseren Erfahrungsbericht. Unser Review.

 

Kennzeichnend für das A Summer’s Tale ist eine Zusammenstellung aus Kultur-, Aktiv- und Kreativprogramm und dazu lokale und internationale Künstler verschiedener Genres. Hierbei kann nicht von einem klassischen Open-Air-Festival gesprochen werden, sondern durch das bunte Programm wird den Besuchern einiges geboten. So konnten die Besucher in eine eigene Welt eintauchen und ihre eigene Sommergeschichte erleben. Dabei fand das Festival mitten im Grünen statt und hatte sich einige Elemente der Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Das Festival richtete sich auch an Familien mit Kindern, für die es entsprechende Angebote gab.

Chillen beim A Summer’s Tale – Foto: Lena Schöning

Drumherum

Das Festivalgelände lag mitten im Grünen, dem Eventparkt Luhmühlen, wo auch Pferderennen stattfinden und noch verstreut die Barrieren für jene Rennen lagen. Mit dem kostenfreien Shuttle-Bus war das Gelände in rund 20 Minuten vom Lüneburger Bahnhof aus erreicht. Auffallend waren die riesigen Auto-Parkplätze auf den Wiesen und Feldern, die für 5 Euro pro Tag oder 15 Euro für das Wochenende genutzt werden konnten.

Naturschutz beim A Summer’s Tale – Foto: Lena Schöning

Weiter ging es dann zu den verschiedenen Bereichen für das Camping. Neben dem normalen Camping-Platz wurde gegen Aufpreis das Komfort-Camping angeboten, kennzeichnend hierfür waren die Verfügbarkeit von Spültoiletten, Strom für das Zelt, fest gekennzeichnete Parzellen, Frühstücksangebot gegen Bezahlung oder eine Chill-Out Area. Die Wege waren gerade, befestigt und beleuchtet, wer kein Strom gebucht hatte, konnte sein Smartphone für einen Euro pro Stunde aufladen, genau dort wo es auch ein Schließfach für 25 Euro für das Festival gab.

DIY Market beim A Summer’s Tale – Foto: Lena Schöning

Kurz vor dem Eingang stand in großen Buchstaben aus Holz der Name A Summer’s Tale, jedoch gleich mit dem Hinweis, bitte noch auf die Buchstaben zu klettern. Nach der kurzen Sicherheitskontrolle auf verbotene Gegenstände und insbesondere dem Blick in den Rucksack nach Glasflaschen oder Alkohol ging es dann auf das Gelände. Gleich zu Beginn fielen die zahlreichen Bauchläden-Verkäufer für Zigaretten, Regenmantel, Gehörschutz oder Sonnencreme auf.

Entspannen beim A Summer’s Tale – Foto: Lena Schöning

Eine eigene Welt

Das Festival-Gelände ist eine bunte Welt voller Events, Angebote und Verkauf. Dort standen mehrere große und kleine Bühnen, auf denen es Musik, Lesungen oder Filmvorführungen gab. So war das riesige Zelt sehr gut gefüllt bei der Lesung von Heinz Struck mit seinem Buch „Jürgen“, eine Mischung aus Lesung und musikalischer Darstellung der Kapitel. Die Besucher saßen zum Großteil auf dem Boden mit ihren Decken und lauschten dem Vortrag. Gerade bei den Programmpunkten wurde klar, wie entspannt die Atmosphäre war und wie sehr die Besucher gegenseitig auf sich Rücksicht nahmen.

Workshops beim A Summer’s Tale – Foto: Lena Schöning

Auch das kulinarische Angebot war nicht zu knapp, so gab es viele Food-Trucks aus Berlin und der Region Hamburg. Weiter gab es in verschiedenen Zelten auch ein Angebot für verschiedene Speisen aus unterschiedlichen Ländern und andere Spezialitäten, darunter auch ein gutes Angebot für Süßigkeiten. Getränke wurden an speziellen Zelten verkauft, so kostete die Fritz-Kola 0,33l aus Hamburg 3,50 Euro, Becks Bier 0,4l 4 Euro ohne Becherpfand in Höhe von 2 Euro. Ein alkoholfreies Getränk bis zu einem Liter durfte mit auf das Festivalgelände genommen werden und es standen Wasserspender zur Verfügung. Wer jedoch was anderes haben wollte, musste sein Portemonnaie zücken.

Cocktailworkshop beim A Summer’s Tale – Foto: Lena Schöning

Weiter waren Buden aufgebaut, in den man sich selber T-Shirts drucken lassen und Aufklebe- Tattos, Schmuck und Accessoires oder Bekleidung kaufen konnte. Die zahlreichen Sponsoren hatten ihre eigenen Zelte aufgeschlagen, um dort ihre Produkte zu präsentieren oder ihre Marke zu transportieren. Beispielsweise gab es kostenlose Fotos zum Mitnehmen beim NDR Stand mit seinem Wunschhintergrund vom Festival, der Händler Otto warb für Mode und verschenke Goodie-Beutel oder auch die Tabakmarke American Spirit platzierte sich mit Tabakverkauf.

Mitten im Naturpark

Die Atmosphäre rund um das Festival war schlichtweg durch die Natur geprägt, es gab Absperrungen und Hinweisschilder, die Natur nicht zu betreten bzw. ihr mit dem notwendigen Respekt entgegenzutreten. Zu dem nachhaltigen Konzept gehört die Verwendung von Goldeimer Toiletten, jene Toiletten, die man als Plumpsklo mit Eimer unten drunter bezeichnen kann. Dennoch gehörte bei einigen Anlagen Dieselstromgeneratoren dazu, um den Strom für Licht oder die Versorgung von Musik oder Food-Trucks sicherzustellen. Diese brummten zwar leise vor sich her, ob jedoch auch Bio-Diesel oder Dieselpartikelfilter verwendet worden ist, ist nicht bekannt. Von den Besuchern wurde eine Spende in Höhe von fünf Euro für das Projekt Viva con Aqua obligatorisch erwartet, welches im Ticketpreis inkludiert war. Mitarbeiter nutzen das Fahrrad oder Elektrofahrzeuge, um an Ort und Stelle zu kommen und der lokale Stromversorger setzte auf Öko-Strom. Mobiles Internet war teilweise gar nicht verfügbar, da die Netze überlastet waren, zusätzliche Kapazitäten wurden nicht aufgebaut. Ein öffentliches WLAN-Netzwerk war nicht verfügbar, mit einer versteckten Ausnahme: Auf der festen Tribüne des Eventparks werkelte ein T-Mobile Hotspot vor sich her und bot stabiles Internet.

Yoga beim A Summer’s Tale – Foto: Lena Schöning

Vergiss dein Geld nicht

Neben dem Standard-Eintrittspreis inklusive Camping von Mittwoch bis Samstag, der pro Person bei 179 Euro lag, sollte man bei den bereits genannten Preisen nicht auf das Portmonee verzichten. In den zahlreichen Gesprächen, die wir vor Ort führten, waren die Meinungen gemischt, die Hälfte fand die Preise in Ordnung und die andere Hälfte fand es überteuert. So kostete für die Familie, die aus Berlin mit ihren sechs- und achtjährigen Töchtern anreisten, der Eintritt für das Komfort-Camping 529 Euro, aber für die bunte Mischung auf dem Festival war man bereit, auch soviel zu bezahlen. Das Preis-Leistungsverhältnis für Workshops, Musik und Festival fanden viele angemessen. Kritik gab es jedoch an den teilweise hohen Preisen für Essen und Getränke, jedoch seien das typische Festival-Preise. Tagesbesucher und Teilnehmer ohne Camping hatten jedoch das Nachsehen, da sie nicht schnell was in ihrem Zelt zubereiten hätten können. Einen Supermarkt oder Discounter wie es auf anderen größeren Festivals gibt, gab es nicht, jedoch einen kleinen Verkaufsshop, der das notwendigste mit einem satten Aufschlag verkaufte.

Schmuck-Workshop beim A Summer Tale – Foto: Lena Schöning

Friedlichster Ort auf der Welt

Im Gespräch mit der Feuerwehr, Polizei und Rettungssanitätern wurde klar, es gab keine besonderen Ereignisse. Keine Schlägerei, keine Alkoholvergiftung, kein Feuer, keine umgekippten Toilettenhäuschen, nichts der gleichen. Beim Rettungsdienst gab es auch keine größeren Verletzungen und so klebte man nur Pflaster bei kleineren Kratzern oder wirkte bei Insektenstichen entgegen. Ein friedliches Festival mit großer Rücksichtnahme auf die anderen. So galt bereits ab Mitternacht Nachtruhe auf dem Campingplatz und somit nur noch Flüsterlautstärke im Gespräch und keine Party. Bilder von verdreckten Campingplätzen, alte Sofas vom Sperrmüll und am Ende brennende Zelte gab es, im Gegensatz zu anderen Festivals, überhaupt nicht. Schließlich widmete sich das Konzept eben nicht an jene eskalierende Festivalbesucher.

Holzworkshop beim A Summer’s Tale – Foto: Lena Schöning

Reichhaltiges Workshopangebot

Das Workshopangebot auf dem Festival war umfangreich und viele Workshops wurden mehrmals angeboten. Die Teilnehmer konnten sich drei Wochen vorher bereits für Workshops registrieren, um einen Platz zu erhalten. Die Veranstalter setzten ein dynamisches Konzept gut um, die Hälfte der Plätze wurde Online vergeben, der Rest vor Ort. Von den Onlinereservierungen erschien nur ca. 30-50 % der angemeldeten tatsächlich. Online-Reservierungen mussten 60 Minuten vor Beginn ihre Zugangsmarken abholen, 15 Minuten vor Beginn wurden die restlichen Marken verteilt. Wer nicht pünktlich erschien, hatte das nachsehen. Insgesamt ging das Konzept gut auf. Oftmals konnten auch die Teilnehmerzahlen angepasst werden, so wurden je nach Kapazität auch statt der geplanten 30 Personen auch 60 Personen zugelassen.

Menschen hören der Lesung zu beim A Summer’s Tale – Foto: Lena Schöning

Doch was gab es eigentlich alles an Workshops? Vieles. Beispielsweise Meditation am Morgen, Swingtanzen am Nachmittag, Yoga, Wein-Tasting am Abend, eigenen Honig herstellen, Philosophie, Zero-Waste-Strategien, naturkundliche Wanderungen oder Japanische Teezeremonien.
In einem einstündigen Schmuck-Workshop ging es darum, einen Anhänger zu basteln, hierfür wurden die Materialien bereitgestellt und unter Anleitung wurde gebastelt. Im Holz-Workshop wurde ein eigener Stuhl gebaut und konnte nach eigenem Wunsch verziert werden. Im Cocktail- und Longdrinkworkshop ging es darum, mit den vorhandenen Mischgetränken von Fritz-Kola einige Kreationen zu mischen.

Fazit

Ein buntes Programm: Seien es die Konzerte aus den Bereichen Rock, Pop, Indie, Singer-Songwriter, Folk und Alternative, die klassischen Romanlesungen, und Lesungen mit Musik. Die Spiel- und Dokumentarfilme mit anschließenden Gesprächen oder das Kurzfilmprogramm. Für die Familien die Theatervorstellungen und Aktivprogramme für Kinder. Die kreativen DIY-Workshops, Yoga, Outdoor-Angebote und Wissensprogramme mit Vorträgen und Gesprächen und schließlich die kulinarischen Workshops. Angebote für Ausflüge mit dem Fahrrad, Kanu oder Rundgänge, ebenso der Designmarkt, der zum Bummeln und Stöbern einlud, um handgemachte Produkte von kreativen und lokalen Anbietern zu entdecken.

Musik beim A Summer’s Tale. Hier Franz Ferdinand – Foto: Lena Schöning

Auf die Frage, wie man das Festival in einem Satz beschreiben könnte, kamen die Antworten: „Pure Gelassenheit“, „Einfach abschalten“ und „Entspannt und Chillig“.

 


Titelbild: Lena Schöning

Das nächste Festival findet vom 01-04. August 2018 wieder statt. Karten und Infos gibt es hier.

 

Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

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